Auch Zinnsoldaten können sterben. Getroffen von Musketenkugeln sinken sie zu Boden, liegen im Staub des Schlachtfeldes bei dem schlesischen Dorf Leuthen. Das österreichische Heer wird von den Truppen Friedrichs II. überrannt. Verzweifelt reißen Soldaten die Arme in die Höhe, fliehen, suchen Rettung im Schutz der Siedlung: Zinnsoldaten haben auch Angst. Und wenn ihnen Meister der fantastischen Literatur Seele einhauchen, geraten sie in die irrwitzigsten Strudel, die das Schicksal zwischen Buchdeckeln bereithalten kann: Hans Christian Andersens „Standhafter Zinnsoldat“ verliebt sich in eine hübsche Tänzerin aus Papier (es endet tragisch), E. T. A. Hoffmann lässt in „Nussknacker und Mäusekönig“ eine Kompanie bemalter Minikrieger gegen die Horden des Mäusekönigs antreten. Nachts, wenn alles schläft, werden Zinnsoldaten lebendig, wollen uns die beiden Literaten weismachen.
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