Für Thomas Rösch, Leiter des Orff-Forschungszentrums in München, zählt Carl Orff zu den bekanntesten deutschsprachigen Komponisten der ersten Hälfte im 20. Jahrhundert. Weltruhm erlangte er mit seinen „Carmina Burana“ und dem „Schulwerk für Kinder“ als Modell der Musik- und Bewegungserziehung.
Carl Heinrich Maria Orff wird am 10. Juli 1895 in München in eine bayerische Offiziersfamilie hineingeboren. Gefördert von seiner Mutter Pauline, bekommt Carl bereits als Fünfjähriger Klavierunterricht, lernt Violoncello und Orgel. Mit 16 komponiert er etwa 50 Lieder nach Texten von Heinrich Heine und Friedrich Hölderlin. Ein Jahr später beginnt Orff an der „Akademie für Tonkunst“ in München zu studieren. Es entsteht sein erstes Chorwerk, nach Friedrich Nietzsches „Zarathustra“.
Nach dem Ersten Weltkrieg sieht Carl Orff seine künstlerische Heimat am Theater und komponiert den ersten Entwurf einer Musik zu Shakespeares „Sommernachtstraum“, fünf weitere Fassungen folgen bis zur Uraufführung 1964 in Stuttgart.
1924 gründet Orff zusammen mit der Gymnastiklehrerin Dorothee Günther die „Güntherschule“ in München. Ziel ist es, Musik, Tanz und Sprache durch rhythmische Elemente erlebbar zu machen. Die notwendigen Instrumente – Xylophon, Glockenspiel und Trommeln – lässt Carl Orff von dem Cembalobauer Karl Maendler zusammenstellen. Er schreibt dazu Texte, Lieder, Reime und Spielstücke.
Aus der „Güntherschule“ entwickelt sich das Orff-Schulwerk, das allerdings erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit Sendungen im Bayerischen Rundfunk einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird. Carl Orff selbst reist nach Kanada, Japan, Portugal, Ägypten und in den Senegal, um seine musikpädagogischen Ideen vorzustellen. Heute gibt es in 30 Ländern Orff-Schulwerk-Gesellschaften.
Mit politischen Äußerungen hält sich Carl Orff während der NS- Diktatur zurück. Zu den Olympischen Sommerspielen 1936 in Berlin komponiert Carl Orff zwar eine Musik, lehnt aber danach den Auftrag von Joseph Goebbels ab, eine Melodie für die Kino-Wochenschau zu schreiben. „Orff war niemals Mitglied der Partei, hegte keinerlei Sympathien für deren Ideologien, übernahm keine öffentlichen Funktionen in der Reichsmusikkammer“, meint Rösch vom Orff-Forschungszentrum.
Mit magischer Kraft
Den Durchbruch als Komponist schafft Orff 1937 mit der Uraufführung der „Carmina Burana“ in Frankfurt. Später sagt er darüber: „Fortuna hat es mit mir gut gemeint, als sie mir einen Würzburger Antiquariatskatalog in die Hände spielte. In dem fand ich, was mich mit magischer Gewalt anzog: Carmina Burana.“ Die Vertonung dieser mittelalterlichen Handschrift aus dem Kloster Benediktbeuern nahe Bad Tölz wird mit ihren Liebes-, Lebenslust- und Trinkliedern zur erfolgreichsten Komposition des Musiktheaters im 20. Jahrhundert. An seinen Verleger schreibt Carl Orff: „Alles was ich bisher geschrieben habe, können sie nun einstampfen.“
Nach der Hochzeit mit Luise Rinser zieht Carl Orff 1955 nach Dießen a. Ammersee. Mit der Schriftstellerin bleibt er vier Jahre verheiratet. Es ist seine dritte Ehe, eine vierte folgt 1960 mit Liselotte Schmitz. Die heute 77-Jährige steht der „Carl Orff Stiftung“ vor.
Am Ammersee schrieb Orff sein letztes großes Werk, „Das Spiel vom Ende der Zeiten“. Es wurde am 20. August 1973 während der Salzburger Festspiele uraufgeführt. Fünf Tage nach seinem Tod wurde Carl Orff auf dem „Heiligen Berg Bayerns“ in der Klosterkirche Andechs beerdigt.