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WÜRZBURG: Weine von AC/DC und den Stones

WÜRZBURG

Weine von AC/DC und den Stones

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    Weine von AC/DC und den Stones
    Weine von AC/DC und den Stones

    Bislang konnte man Musik sehen, hören oder tragen. Jetzt kommt eine weitere Dimension hinzu: Ab sofort lässt sie sich auch trinken. In Form von Promiweinen, die – so die fachmännische Expertise – weit mehr als nur Werbegags sind.

    „Der ist schon relativ vielschichtig. Hat schöne Töne von schwarzer Johannisbeere. Ein bisschen Pflaume. Generell dunkle Früchte. Aber auch ein bisschen Zedernholz, ein bisschen pfeffrig, was charakteristisch ist für die Rebsorte Shiraz. Ein sehr kräftiger Wein, der relativ lange am Gaumen bleibt – mit einem schönen Abgang.“ Was der Düsseldorfer Weinexperte Michael Spreckelmeyer auf Herz und Nieren testet, ist kein sündhaft teurer Tropfen eines Edelwinzers, sondern ein Shiraz der Marke Motörhead, Jahrgang 2010, aus dem australischen Hunter Valley, der nicht nur mit jeder Menge Kritikerlob bedacht wird, sondern auch Ausgangspunkt eines regelrechten Booms ist.

    Preis entspricht der Qualität

    Schließlich zieren immer mehr Musiker und Schauspieler die Etiketten von Rot- und Weißweinen. Wobei es Trendsetter Lemmy Kilmister von der Metal-Band Motörhead, so weiß Spreckelmeyer, ursprünglich nur um seine Leberwerte ging. „Er wurde von seinem Leibarzt untersucht, der danach ein ernstes Gespräch mit ihm geführt hat: 'Wenn du weiter so säufst, hält das dein Körper nicht mehr lange durch. Auf der anderen Seite: Wenn du jetzt komplett aufhörst mit dem Trinken, wird dein Körper das auch nicht mitmachen. Versuch doch mal etwas Leichteres. Am besten einen Rosé.' So kam es, dass Motörhead eine Wein-Linie aufgelegt hat. Und jetzt gibt es halt einen Rotwein und einen Rosé.“

    Deren Erfolg die Konkurrenz auf den Plan ruft, die immer weniger Tonträger umsetzt und einen lukrativen Nebenverdienst wittert. Weshalb es mittlerweile Produkte gibt, die man nie für möglich gehalten hätte. Wie den „Reign In Blood Cabernet Sauvignon“ von Slayer, den „Hells Bells Sauvignon Blanc“ von AC/DC, den „Dark Side Of The Moon Cabernet Sauvignon“ von Pink Floyd oder den „Forty Licks Merlot“ der Rolling Stones. Was zunächst wie ein nett verpacktes Werbegeschenk wirkt, hat Qualität: „In einer Blindverkostung werden diese Weine, wenn man sie mit ähnlichen in dieser Preisklasse zusammenstellt – und das fängt bei knapp über zehn Euro an und hört in der Regel unter 15 schon wieder auf – auf keinen Fall auf den letzten Plätzen landen. Sprich: Der Preis entspricht der Qualität. Einziger Ausreißer nach oben ist Sting, aber dahinter stehen auch echte Weinkritiker-Punkte.“ Wobei der ehemalige Police-Chef als Musterschüler und Pionier unter den Wein-Musikern gilt. Seit über zehn Jahren betreibt er ein Gut in der Toskana, südlich von Florenz, produziert drei verschiedene Weine unter esoterischen Titeln wie „Sister Moon“, versucht sich zudem an Olivenöl und Honig, hat 15 Angestellte und betrachtet das Ganze längst als Berufung.

    „Wir haben eine Farm, die wir nach der Philosophie von Rudolf Steiner bewirtschaften“, so der Pop-Millionär. „Das Ganze nennt sich biodynamisch. Was ein ziemlich verrückter Voodoo ist. Aber: Es funktioniert. Der Wein schmeckt großartig, und wir verkaufen ihn auch. Nicht, dass wir damit Geld verdienen, aber es reicht, um die Arbeiter zu bezahlen. Und manchmal pflücke ich die Trauben auch selbst.“

    Von Kalifornien bis zur Riviera

    Ein Vorbild, das Schule macht. Inzwischen haben sich Iron Maiden, Shakira, Ray Manzarek von den Doors, die Beckhams, Kate Moss, Johnny Depp, Brad Pitt und Angelina Jolie oder Mick Fleetwood Weinbetriebe zwischen dem kalifornischen Napa Valley und der französischen Riviera zugelegt. Allerdings nicht, weil sie ihr Herz fürs Keltern entdeckt hätten, sondern – so Spreckelmeyer – weil sie darin eine solide, sichere Kapitalanlage erblicken. „In Zeiten der internationalen Schuldenkrise sind Sachwerte gefragt. Und hier investiert man in Land, in Gebäude und in einen landwirtschaftlichen Betrieb, der jedes Jahr eine Ernte und – selbst wenn die Finanzmärkte kollabieren – eine Rendite bringt. Das ist ein Trend, der in den nächsten zehn Jahren noch weiter zunehmen wird.“

    Wer kein Weintrinker ist, für den gibt es Bier von AC/DC und Kid Rock, Absinth von Marilyn Manson, Tequila von Santana und demnächst noch viel, viel mehr. „Was ich gerne hätte, wäre der Rammstein-Riesling“, sinniert Spreckelmeyer. „Für mich wäre das ein Superprodukt: deutsche Band, international super-erfolgreich, zusammen mit dem Vorzeigewein schlechthin. Es würde mich freuen, wenn es das irgendwann geben würde.“ Angesichts eines Umsatzwachstums von 20 Prozent, das Promiweine 2012 alleine in den USA erzielt haben, scheint das lediglich eine Frage der Zeit zu sein.

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