Max Raabe ist ein Glücksfall in der deutschen Unterhaltungsszene: beliebter Meister der beschwingten Muse, Entertainer auf hohem Niveau, zugleich liebenswertes Schlitzohr. Und hinter seinem Tournee-Titel "Guten Tag, liebes Glück" verbirgt sich ein musikalisches Programm, das dem Publikum einen Abend zum Glücklichsein beschert. Rund 1250 Fans im Würzburger Congress Centrum bejubelten am Dienstag den Auftritt dieses einzigartigen Künstlers und seines erstklassigen Palast Orchesters.
Nach strenger Einlasskontrolle, um alle Coronaviren abzufangen, tritt Max Raabe ans Mikrofon - stimmlich sofort präsent: "Ich hör so gern Musik", lässt er seine Fans wissen. Und das zwölfköpfige Orchester demonstriert zugleich, dass es den Abend nicht als zurückhaltende Untermalungsband verbringen will.
Die Musiker: eine virtuose Rasselbande mit verblüffendem Klang
Die Bläser gehen von Anfang an mächtig in die Vollen mit Big-Band-Sound vom Feinsten. Und wenn die brillante Klarinette von Johannes Ernst sich zurücknimmt, das eindrucksvolle Bass-Saxophon von Rainer Fox verstummt und Fabio Duwentester sein Schlagzeug nur noch streichelt, dann dominiert eine Virtuosin die Runde: Violinistin Cecilia Crisafuli tröstet mit ihrem saitenweichen Spiel den bedauernswerten Gigolo, der seiner Uniform verlustig gegangen ist und nun zahlungswillige Damen über den Tanzboden schleifen muss.

Wenig später geben wieder die Trompeten von Michael Enders und Thomas Huder den Ton an, Jan Wekwerth pflegt ihn mit Akkordeon und am Flügel weiter. Das Palast Orchester präsentiert sich als musikverliebte Rasselbande - ständig in Bewegung, virtuos mit einer Vielzahl von Instrumenten und verblüffend variantenreich.

Wo aber findet da der Sänger seinen Platz? Zunächst lässig an den Flügel gelehnt, wohlwollend dem melodiösen Treiben seiner Begleiter lauschend, zurückhaltende Vergnügtheit ausstrahlend. Dann drei federnde Schritte zum Mikrofon: Die vorzügliche Lichtregie blendet das Orchester aus und richtet die Scheinwerfer einzig auf den Star des Abends.
Wenig Bewegung, wenig Regung - viel Sound und Gefühl
Der steht wie fest gewurzelt und mit hängenden Armen vor dem Mikrofon, bewegt nur gelegentlich den Kopf, hält selbst beim Pfeifen die Lippen fast geschlossen. So gibt Max Raabe seinen Liedern diesen unnachahmlichen Sound, der seit Jahrzehnten für ausverkaufte Konzerte sorgt. Der gelernte Opernsänger verleiht seinen Erzählungen, die "von Liebe, Leidenschaft und dem Durcheinander menschlicher Beziehungen handeln", einen harmonischen Charakter, den Bariton schraubt er dazu in erstaunliche Höhen.

Heute ist ein guter Tag um glücklich zu sein? Wenn er wie in Würzburg mit einem Konzert von Max Raabe endet, auf jeden Fall!