Im Ring kämpfen obskure Gestalten in Masken gegeneinander, während die Band um Sänger "El Brujo" die einstudierten Gewaltexzesse mit breitbeinigem Heavy Metal begleitet. Der "Rock'n'Roll Wrestling Bash" ist weder ein normales Konzert, noch ist er eine Kampfsportveranstaltung. Er ist ein Hybrid. Von einem Musical spricht Carlos Martinez, Schöpfer dieser Veranstaltung. Doch mit familienfreundlichen Genreklassikern wie "König der Löwen" oder "Starlight Express" hat diese Show wenig zu tun: Kunstblut und Obszönitäten gehören zum Programm. In Würzburg gastiert der "Bash" am Freitag, 6. März.
Ein Besuch dieses Musicals sei, als würde man "in ein Comicbuch schlüpfen", sagt Martinez. An solche erinnern auch die absurden, aber amüsanten Biographien und Fehden der Wrestler. Ein gutes Beispiel ist die Vita der Figur "El Brujo", dem unbesiegbaren Titelträger: Als Sohn einer Nonne und des Teufels soll er in einem Vulkan zur Welt gekommen sein. Anschließend entdeckte ein Voodoo-Priester das zurückgelassene Kind und adoptierte es, berichtet Martinez über den Hauptcharackter seines Ensembles. Einen Literaturnobelpreis gewinnen solche Geschichten nicht – unterhalten können sie aber.
Schaukampf trifft Rockkonzert
"Es ist dieses Martialische, das auf Schauspiel trifft. Diese gute Mischung aus Sport und Unterhaltung", mutmaßt Martinez darüber, was die Fans am Wrestling begeistert. Jedoch sei seine Show als eine "eigene Interpretation vom Wrestling" zu begreifen. Wer die Kämpfe gewinnt, daraus macht er kein Hehl. Die Choreografien stehen schon vor jeder Tournee fest. Darauf zugeschnitten komponiere man Stücke, um das Visuelle zu unterstützen. "Man kann sich vorstellen, dass Alice Cooper und Lemmy Kilmister auf ein Megadeth-Konzert gehen und sich über ein Cover von Judas Priest freuen", beschreibt Martinez den Musikstil der Show.
Seinen Anfang nahm der "Rock'n'Roll Wrestling Bash" im Jahr 2003. Ursprünglich wollte Martinez einer Surfrock-Band, für die er damals als Musikproduzent arbeitete, zu mehr Bekanntheit verhelfen. Auf der Suche nach einer guten Marketingidee kam er dann vom Surfen über Acapulco auf das mexikanische Wrestling, Lucha Libre. Beim Publikum kam diese Mischung aus Schaukampf und Rockkonzert gut an. Und was anfangs als Werbestrategie gedacht war, entwickelte sich zur eigentlichen Attraktion. Über die Jahre wechselten die Musiker, neue Geschichten entstanden, professionellere Kämpfer kamen dazu.
Unterhaltsamer Müll statt Hochkultur
Zwar ist der Ausgang der "Matches" abgesprochen, gefährlich sind sie dennoch. "Die Verletzungsgefahr ist hoch. Deshalb ist Training auch sehr wichtig, und wir arbeiten mit ausgebildeten Wrestlern zusammen", sagt Martinez. Eine weitere Parallele zur Welt der Superhelden und Computerspiele: die ausgefallenen Namen der Spezialattacken. Während der "Suitcase Slam", also der Kofferschlag, noch recht harmlos klingt, wecken Manöver mit Titeln wie "Headcrush" oder "Skin you alive" durchaus lebensbedrohliche Assoziationen. Doch Martinez gibt Entwarnung: Diese seien "nicht mehr und nicht weniger gefährlich" als andere Wrestlingmoves.
Hochkultur ist beim "Rock'n'Roll Wrestling Bash" also kaum zu erwarten. Wer aber blutige B-Movies, harte Gitarrenmusik und derben Humor mag, dürfte hier auf seine Kosten kommen. Dass den Zuschauern "Trash", also Müll, serviert wird, steht sogar in der Ankündigung – das ist so gewollt. Doch es könnte lustiger Schund sein, den es in der Posthalle zu sehen gibt.
Der "Rock'n'Roll Wrestling Bash" findet am Freitag, 6. März, 20 Uhr, in der Posthalle Würzburg statt. Der Eintritt kostet im Vorverkauf 28,85 Euro. Karten unter Tel. (0931) 6001 6000 oder im Internet unter www.mainticket.de