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KÜNZELSAU: Würth zahlt Rekordpreis für Holbein-Bild

KÜNZELSAU

Würth zahlt Rekordpreis für Holbein-Bild

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    Hauptwerk der Renaissance: die Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren. Mit deutlich über 40 Millionen Euro ist sie das bisher teuerste in Deutschland gehandelte Bild.
    Hauptwerk der Renaissance: die Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren. Mit deutlich über 40 Millionen Euro ist sie das bisher teuerste in Deutschland gehandelte Bild. Foto: Foto: dpa

    (dpa/jk) Ein Alter Meister hat alle deutschen Rekorde gebrochen: Über 40 Millionen Euro – gemunkelt wird von knapp unter 60 Millionen – zahlt der Künzelsauer Unternehmer und Kunstsammler Reinhold Würth für die Schutzmantelmadonna von Hans Holbein dem Jüngeren (1497 bis 1543). Das auf Nadelholz gemalte Bild gilt als Hauptwerk der Renaissance nördlich der Alpen und gehört zu den bedeutendsten Werken der europäischen Malerei des 16. Jahrhunderts. Soweit bekannt, wurde in Deutschland nie zuvor ein Gemälde für so viel Geld verkauft. Der genaue Preis war am Donnerstag nicht zu erfahren, das Angebot eines Konsortiums unter Führung des Frankfurter Städel Museums von 40 Millionen Euro wurde aber deutlich übertroffen.

    Die Holbein-Madonna gehört zum deutschen Kulturgut und darf das Land nicht verlassen. Mitte des 19. Jahrhunderts gelangte sie ins Eigentum der Großherzöge von Hessen und bei Rhein. Die Erbengemeinschaft stellte das Gemälde ab 2003 dem Städel als Leihgabe zur Verfügung. „Es ist das wichtigste Bild, das seit 1945 in Deutschland gehandelt wurde“, sagte Christoph Graf Douglas, der den Kauf vermittelte, der dpa.

    In das Bild verliebt

    Seit Jahren hatte die hessische Familie einen Verkauf angestrebt, um Erbschaftssteuer und Kosten zur Erhaltung historischer Gebäude und Kunstschätze zahlen zu können. Das Frankfurter Städel Museum, in dem die Madonna noch bis 24. Juli zu sehen ist, wäre auch daran interessiert gewesen, das Bild gemeinsam mit Würth zu kaufen. Der Plan scheiterte. Würth habe juristische Bedenken gehabt, sagte Douglas. Es habe auch einige andere private Interessenten für das Bild gegeben. Er habe Würth angesprochen, „und er hat sich in das Bild verliebt“.

    Für Städel-Direktor Max Hollein kein ganz schlechter Ausgang, denn der neue Eigentümer will das Gemälde nicht verstecken, sondern auch künftig öffentlich ausstellen. „Das Bild wird sehr oft in Frankfurt sein“, sagte Douglas – als Leihgabe.

    Die teuersten Kunstwerke

    Hollein meint, die Madonna werde in der Würth-Sammlung einen guten Platz finden. Mutmaßlich wird sie in der Schwäbisch Haller Johanniterhalle, einer zum Museum umgestalteten Kirche, gezeigt. Dass sie nicht in Hessen bleibt, sei bedauerlich, „aber sie ist nicht verloren“.

    Holbein malte die Madonna zwischen 1526 und 1528 im Auftrag des Basler Bürgermeisters Jakob Meyer zum Hasen. Auf der rund 1,50 Meter hohen Holztafel hält Maria mit blauem Kleid das Jesuskind auf dem Arm. Begleitet werden Maria und Kind – wie damals üblich – vom Auftraggeber und seiner Familie, um die Maria schützend ihren Mantel legt.

    Der bisherige deutsche Versteigerungsrekord liegt Jahre zurück, die Dimension ist nicht vergleichbar: 2005 erzielte Max Beckmanns „Anni (Mädchen mit Fächer)“ bei einer Auktion 3,4 Millionen Euro. Weltweit brachten es Kunstwerke auf deutlich höhere Summen. Als das bislang teuerste gilt das Bild „No. 5, 1948“ des amerikanischen Künstlers Jackson Pollock (1912 bis 1956), das 2006 auf dem Kunstmarkt 140 Millionen Dollar (damals 109,6 Millionen Euro) erzielte.

    Reinhold Würth

    Ein Bild von Emil Nolde soll es gewesen sein, das den „Schraubenkönig“ zum Kunstsammler machte. 1964 erwarb der heute 76-Jährige das Aquarell „Wolkenspiegelung in der Marsch“. Heute trägt es die Inventarnummer 3 einer auf 14 000 Kunstwerke angewachsenen Sammlung. 14 Kunstmuseen und kleinere Galerien europaweit – vier davon in Künzelsau und Schwäbisch Hall – bestückt der Selfmade-Milliardär damit. Kunst und Wirtschaft sollen sich gegenseitig inspirieren, lautet Würths Credo.

    Mehr als 8,5 Milliarden Euro setzte seine Firma zuletzt im Jahr um. Schrauben stehen nicht mehr im Mittelpunkt, als „Spezialist für Befestigungs- und Montagematerial“ wird das Unternehmen bezeichnet. 2008 wurde Würth wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verurteilt, ist seitdem vorbestraft, was er als ungerecht empfindet – bei seinem Engagement für die Allgemeinheit. Als Konsequenz hat er seinen Wohnsitz nach Österreich verlegt. FOTO: dpa

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