Sie sind Computerentwickler und auf der Suche nach einer Spielidee? Kirsten Fuchs hätte da eine: „Jobcenter. Bist du zäh genug?“ Aufgeteilt in zermürbende Level wie „Warteschleife“, „verlorene Unterlagen“ oder „Würde bewahren“. Zum „Literarischen Herbst“ der Würzburger Stadtbücherei präsentierte die Autorin Auszüge aus ihrem Geschichtenband „Signalstörung“.
Erprobt durch regelmäßige Auftritte in der Berliner Lesebühnenszene sitzt jedes Wort, jede Pointe, mal krachend derb, mal feinsinnig und zart – doch immer fernab von berechenbarer Routine. Ihr vom mündlichen Stil geprägter exakter Vortrag zielt dabei nicht auf den schnellen Lacher, eher schon auf heiteres Mitfühlen.
So schildert Fuchs lapidar ihre Erfahrungen mit dem Jobcenter und der dort nicht immer anzutreffenden Menschlichkeit, was sie zu der schnöden Einsicht bringt: „Eine gute Idee ist es, gegen einen Stromzaun zu pullern, aber nicht, zum Jobcenter zu gehen, wenn man Hilfe braucht.“ Immerhin gebe es dort aber eine „Grundsicherung an Humorleistung“, den Anspruch auf einen „Hartz-IV-Witz im Monat“, völlig sinnfrei und bestenfalls unfreiwillig lustig.
Die 40-Jährige erzählt von ihrer kindlichen Liebe zur DDR, die man auf einmal nicht mehr lieb haben durfte und der Trennung ihrer Eltern. „Ich war entwurzelt und entrindet“, sinniert sie nachdenklich über ihre jungen Jahre.
Dann wieder berichtet sie schnoddrig von ihren ersten Erfahrungen mit DDR-Hygieneartikeln, „Binden, die wie Bretter waren und deren richtiger Sitz erst durch stundenlanges Tragen erkämpft werden musste“. Kirsten Fuchs Vortrag – eine Mischung aus leichtfüßigem Erzählen und durchaus robusten Schilderungen, aber immer mit Blick auf Menschlichkeit und Mitgefühl – kommt gut an beim Publikum, was die Autorin prompt mit einer kleinen literarischen Zugabe belohnt.