(dpa) Nach dem plötzlichen Tod Bernd Eichingers ist viel geschrieben worden über diese Ausnahmeerscheinung des deutschen Films. Über seinen Ehrgeiz, seine Erfolge, seine Großzügigkeit, seine Frauen, seine Leidenschaft und darüber, dass er Tränen in den Augen hatte, als er die „Lola“ für sein Lebenswerk in den Händen hielt. Die beiden Münchner Journalisten Detlef Dreßlein und Anne Lehwald haben all das jetzt zu einem Buch zusammengefasst, das sie „Bernd Eichinger – Die Biografie“ nennen. Der Heyne Verlag hat es an diesem Montag – nur rund zweieinhalb Monate nach Eichingers Tod am 24. Januar in Hollywood – auf den Markt gebracht.
Leute aus der zweiten Reihe
Möglicherweise war diese Zeit etwas knapp bemessen, denn sonderlich tiefgreifend ist die erste Biografie nach dem Tod des großen Filmemachers nicht. Dreßlein, der sich mit seinem Buch „Ich habe mich versehentlich auf einen Staubsauger gesetzt – Aberwitzige Sex-Unfälle“ einen Namen gemacht hat, und seine Kollegin Lehwald kannten Eichinger so, wie viele ihn kannten: als Journalisten eben, als Außenstehende – nicht als Wegbegleiter.
Und auch unter den 15 Menschen, „die ihre persönliche Erinnerungen an die gemeinsame Zeit mit uns geteilt haben“, wie es in der Danksagung heißt, sind nicht etwa Angehörige oder langjährige Freunde wie Uli Edel oder Eichingers zahlreiche Ex-Lebensgefährtinnen. Es sind – mit Verlaub – auf den ersten Blick wohl eher Leute aus Eichingers zweiter Reihe.
Die Autoren haben mit Eichingers Freund Horst Metzker aus Kindertagen im oberbayerischen Rennertshofen gesprochen. Er hat immer noch eine Narbe, die von der Blutsbrüderschaft der beiden zeugt. Oder mit der ehemaligen Wirtin von Eichingers langjähriger Stammkneipe „Alter Simpl“, Toni Netzle, die viele Gelegenheiten hatte, den Erfolgsproduzenten in jüngeren Jahren beim Feiern zu beobachten. Den größten Teil der chronologisch erzählten Geschichte machen aber ohnehin Interviews und Beschreibungen anderer aus – was auch die im Schnitt 20 bis 30 Fußnoten für jedes der 20 Kapitel zeigen. Dreßlein und Lehwald zitieren aus alten Interviews mit Eichinger, mit seinen Freunden und Frauen und sie schreiben – natürlich mit korrektem Hinweis – alte Filmkritiken ab. Die Autoren zeigen den Erfolgsproduzenten („Der Name der Rose“, „Christiane F.“, „Der Baader-Meinhof-Komplex“) mit Hilfe dieser umfassenden Sammlung an Zeugnissen als ehrgeizigen und willensstarken Menschen, der schon früh wusste, was er wollte, und bereits als Teenager keine Probleme damit hatte, sich durchzusetzen. „Schon mit fünfzehn Jahren war Bernd Eichinger ein echter Machtmensch.“
Sie schreiben, dass er nach einer Rachitis-Erkrankung an einer Trichterbrust litt, dass er gerne Whisky trank und weniger rauchte, nachdem er seine spätere Ehefrau Katja kennengelernt hatte, dass er einmal der Lieblings-Regisseurin von Adolf Hitler, Leni Riefenstahl, die Hand küsste. Im Kapitel mit der Überschrift „Eine tragische Liebe zu dritt“ geht es um den Eichinger-Film „Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief“ und die wahre Geschichte, von der er inspiriert sein soll. In den 1980ern – so schreiben die Autoren – liebten Bernd Eichinger und der Dichter Wolf Wondratschek dieselbe Frau (Jane Seitz), die sich 1988 das Leben nahm.
Eine Biografie von der Witwe
Dreßlein und Lehwald schreiben, was viele schon über Eichinger geschrieben haben, sie fassen es aber zu einer – in Anbetracht der Kürze der Zeit – bemerkenswerten Sammlung an Lebensdaten, Zitaten und Anekdoten zusammen. Den Menschen Bernd Eichinger können sie trotzdem nicht richtig fassen.
Wahrscheinlich wird das bei einer anderen Biografie anders: Eichingers Witwe Katja – Journalistin und Autorin – will die Lebensgeschichte ihres Mannes auf dessen ausdrücklichen Wunsch hin aufschreiben. Sie habe Zugang zu Tagebüchern, privaten und geschäftlichen Archiven, sagt der Verlag Hoffmann und Campe. Wann das Buch erscheinen soll, ist noch nicht bekannt. Katja Eichinger lässt sich etwas mehr Zeit.