Die bayerische AfD hat zuletzt wenig Unappetitliches ausgelassen: Interne Schlammschlachten in der bis aufs Blut zerstrittenen Landtagsfraktion - bis hin zur Androhung, die eigene Fraktionschefin zu verklagen. Dazu Provokationen, vom verweigerten Toten-Gedenken bis zu wiederholten verbalen Entgleisungen am Rednerpult im Landtag. Ganz zu Schwiegen von der Beschäftigung rechtsradikaler Mitarbeiter, oder dem Absingen der 1. Strophe des Deutschlandliedes auf Veranstaltung des rechts-nationalen „Flügels“.
Parteichef Sichert grenzt sich nur formal von Höcke ab
Parteichef Martin Sichert versucht sich nun zwar an der Abgrenzung vom umstrittenen „Flügel“-Frontmann Björn Höcke – allerdings nur aus dem rein formalen Grund der gegenseitigen Nicht-Einmischung. Inhaltlich kann oder will sich Sichert dagegen nicht von anti-demokratischen Strömungen in der Bayern-AfD absetzen. Die fortgesetzte Selbstbeschäftigung der Partei ist deshalb mitnichten ein reiner Richtungsstreit zwischen Rechts und Ganz-Rechts – es geht mindestens genauso um den knallharten Machtkampf um die Pfründe der ersten Wahl-Erfolge wie auch um ein Ausleben persönlicher Eitelkeiten.
Ist der Kern-Anhängerschaft die AfD-Selbstbeschäftigung wurscht?
Inhaltlich hat die Partei seit ihrem Einzug in den Landtag dagegen noch keine Akzente gesetzt. Dass die AfD in den Umfragen trotzdem relativ stabil bleibt, liegt wohl daran, dass die fortgesetzte Nabelschau der Kern-Anhängerschaft bislang schlicht wurscht war. Der Parteitag in Greding hat allerdings die Zerrissenheit und Selbstbeschäftigung der Bayern-AfD wie auch den anhaltenden Einfluss der „Flügel“-Rechtsaußen bestätigt. Das Fehlen konkreter Inhalte und die wenig glaubhafte Abgrenzung vom Rechtsextremismus dürften sich allerdings auch vor den Wählern nicht auf Dauer verbergen lassen.