Einmal mehr zieht sich eine Familie, die in der Region jeder kennt, aus dem klassischen Einzelhandel zurück. Das erinnert an 2000, als Kupsch und Neubert, regionale Institutionen mit Unternehmer-Persönlichkeiten an der Spitze, ihre Selbstständigkeit verloren, allerdings als Marken der neuen Eigentümer (Edeka bei Kupsch, die Lutz-Gruppe bei Neubert) erhalten blieben.
Bei Duttenhofer sieht die Sache etwas anders aus. Schließlich bleibt Rolf Duttenhofer, der die Firma von seinem Großvater und Vater geerbt hat, im Geschäft. Und das nicht zu knapp. Die jetzt verkauften Märkte sind nämlich schon länger nicht mehr die tragenden Säulen des Unternehmens. Den Löwenanteil ihres respektablen Umsatzes von 300 Millionen Euro erzielt die Duttenhofer Gruppe heute mit einer ganzen Reihe von Versandhandels-Marken, die meisten davon in der Öffentlichkeit eher unbekannt. Älteren Foto-Freunden dürfte allerdings der "Würzburger Fotoversand" ein Begriff sein, der schon in den 70er Jahren bundesweit einen guten Namen hatte _ und für den Weitblick des langjährigen Firmenchefs Edgar Duttenhofer stand.
Der Siegeszug des Internets und konsequente Investitionen in die Logistik wie in das moderne Zentrum im Mainfrankenpark haben der Duttenhofer-Gruppe kontinuierliches Wachstum beschert. Heute nennt man sich selbst einen der "führenden europäischen Distributoren für Digital Imaging Produkte", also alles rund um digitale Fotografie und Bildwiedergabe. So schmerzlich der Verlust der Marke Duttenhofer auch sein mag, die Spezialisierung auf ein Kerngeschäft verspricht auch künftig gute Gewinne und den verbleibenden 260 Mitarbeitern sichere Jobs.
Aber auch die 160 Beschäftigten, die jetzt zum bislang schärfsten Konkurrenten wechseln müssen, brauchen sich angesichts der Erfolgsbilanzen, die die Media-Saturn-Gruppe seit über 25 Jahren regelmäßig vorlegt, kaum Sorgen zu machen. Kein Händler beherrscht wie die Ingolstädter den Markt, der sich wie kaum ein anderer wandelt. Wer kannte schon vor zehn Jahren DVDs, MP3-Player, Foto-Handys, digitale Kameras oder Plasma-Fernseher?
Anfangs mehr oder weniger nur Waren-Verteiler, haben Media Markt und Saturn längst erkannt, dass es im Wettbewerb mit Discountern wie Aldi und Versandhandel-Größen wie Duttenhofer neben aggressiver Werbung ("Ich bin doch nicht blöd", "Geiz ist geil") und günstigen Preisen auch auf Beratung und Service ankommt. Das anerkannt qualifizierte Duttenhofer-Personal bringt da gute Voraussetzungen mit. Insofern gibt es bei diesem Wirtschafts-Deal mehrere Gewinner.
Bleibt ein Blick in die Innenstädte. Die Filialisierung des Handels geht mit dem Duttenhofer-Rückzug munter weiter. Der Trend, dass sich deutschlandweit die Fußgängerzonen wie ein Ei dem anderen gleichen, ist nicht aufzuhalten. Den alten Zeiten hinterher zu weinen, hilft aber nicht weiter.
Stattdessen sind findige Unternehmer gefragt, die im Schatten der Großen Marktnischen finden, die Individualität jenseits der Massenware bieten oder mit Dienstleistungen punkten, die in den Kalkulationen der Ketten nicht vorgesehen sind. Unternehmer, wie es die Duttenhofers, Kupschs oder Neuberts im vergangenen Jahrhundert waren.