Was halten Sie davon, wenn die „homepage“, also die erste Seite eines Internetportals, künftig nur noch als „Startseite“ bezeichnet würde? Diese Veränderung steht im Angebot der Aktion „Lebendiges Deutsch“, über die ich am 13. März („Eine Denkrunde für die deutsche Sprache einlegen“) hier an dieser Stelle berichtet habe. Damit fahre ich heute fort, wie damals angekündigt. Es geht schließlich um ein Problem, das viele Leser in Zuschriften beschäftigt.
Deutsche Worte statt der meist gebräuchlichen englischen werden von „Lebendiges Deutsch“ gesucht und ausgewählt, um von überflüssigen Anglizismen wegzukommen. Man wendet sich gegen ein Übermaß, gegen eine „Anglomanie“. Immerhin, so die Vertreter der Aktion, können etwa 60 Prozent der Deutschen nicht Englisch. Es sei bewiesen, so heißt es in einer Mitteilung, dass die bei deutschen Firmen beliebten englischen Werbesprüche von bis zu 92 Prozent der deutschen Kunden nicht oder falsch verstanden werden.
Man nehme sich deshalb die Freiheit – wie Jutta Limbach, die Präsidentin des Goethe-Instituts – sich über Landsleute zu mokieren, wo immer ihre Anglomanie in schiere Liebedienerei ausarte. Man wolle aber keine Hexenjagd auf englische Begriffe veranstalten, weil es auch praktikable Importe gebe. So verkünden es die Vertreter der von Bundestagspräsident Norbert Lammert unterstützten Aktion.
Wofür man den Aufwand betreibt, Tausende von Vorschlägen von Deutschsprachigen aus 22 Ländern zu erfassen, um Wortangebote zu machen, wird bei der Professur für Deutsche Sprachwissenschaft Bamberg gesagt: „Für eine der reichsten Sprachen auf Erden.“ Eine Weltsprache sei sie immer noch: Muttersprache von 100 Millionen Menschen; die meistgesprochene Sprache der Europäischen Union; gemessen an der Zahl der Ausländer, die sie erlernen, Nummer vier auf Erden: hinter Englisch, Spanisch und neuerdings Chinesisch – aber vor Französisch, Russisch, Arabisch und Japanisch. Und ein Weltrekord wird genannt: In keine andere Sprache werden so viele Bücher übersetzt wie in die deutsche. Wer die gesamte Weltliteratur in einer einzigen Sprache durchstreifen wolle, komme mit Deutsch am weitesten.
Hier weitere Wortangebote der Aktion: Englisch junkbonds/Deutsch Schrottanleihen; laptop/Klapprechner; no-go-area/Meidezone; online, offline/im Netz, vom Netz; pole position/Startplatz 1; public viewing/Schau-Arena; shareholder value/Aktionärsnutzen; stalker/Nachsteller; website/Netzauftritt; workshop/Arbeitstreff. Haben Sie auch Vorschläge: deutschesprache@gmx.de.
Online-Tipp
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