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Gastbeitrag: Kind und Beruf – so geht's

Leitartikel

Gastbeitrag: Kind und Beruf – so geht's

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    Angelique Renkhoff-Mücke: erfolgreiche Unternehmerin und Mutter zweier Kinder.
    Angelique Renkhoff-Mücke: erfolgreiche Unternehmerin und Mutter zweier Kinder. Foto: Foto: Warema

    Frauenförderung, Frauenquote, Frauen in Führungspositionen – schon seit Monaten sorgen Frauen landesweit für Schlagzeilen. Und ich halte es für wichtig. Es ist notwendig, diese Thematik öffentlich zu machen, darüber immer wieder zu diskutieren und die Menschen dafür zu sensibilisieren. Nur so können wir das Bewusstsein für die Bedeutung der Frauen in den Unternehmen und in der Gesellschaft, jetzt und in Zukunft, wecken.

    In direktem Zusammenhang mit dem Thema Frauenförderung stehen die Entwicklung der Arbeitswelt, die Demografie und der Fachkräftemangel – alles zentrale Herausforderungen der nahen Zukunft. Die Menschen werden immer älter, das Rentenalter steigt, die Alterspyramide wird steiler. Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) werden in Deutschland im Jahr 2025 bereits 6,5 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Diesem Trend soll ein Zehn-Punkte-Plan der BA entgegenwirken, die unter anderem verstärkt auf die „Potenziale der Frauen“ setzt. Denn es ist zwar richtig, dass der Anteil von Frauen an den Erwerbstätigen im Laufe der vergangenen Jahrzehnte kontinuierlich gestiegen ist. Aber dies bedeutet nicht, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen und in traditionell männlich dominierten Bereichen ebenso zugenommen hat.

    Die Scheu vor der Technik nehmen

    Leider muss ich zugeben, dass auch in meinem Unternehmen bisher nur wenige Frauen in Führungspositionen vertreten sind. Gerade in technischen Berufen ist der Männeranteil nach wie vor groß. Und Warema ist nun einmal technisch ausgerichtet. Fakt ist, dass wir bei bestimmten Berufen immer noch von klassischen Männer- und Frauendomänen sprechen müssen. Auf die Ausbildungsstellen Industriemechaniker, Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker et cetera bewerben sich nach wie vor überwiegend Jungen. Da sieht es bei den Berufen Mediengestalter oder Industriekaufleute schon etwas anders aus.

    Mit Aktionen wie dem „Girls Day“ können wir technische Berufe auch für Mädchen interessanter machen. Ihnen vor allem die Scheu davor nehmen. Aber natürlich ist das nichts, was sich von heute auf morgen ändern lässt. Ebenso sind in den Studiengängen wie Maschinenbau oder Elektrotechnik überdurchschnittlich viele Männer vertreten. Dagegen ist der Frauenanteil bei technisch-wirtschaftlichen Studiengängen, wie beispielsweise Wirtschaftsingenieurwesen, wesentlich höher.

    Warema hat mit einem hausinternen Personalentwicklungsprogramm entsprechende Schritte unternommen, schon bevor die Debatte um Frauenförderung und -quote begonnen hat. In unserem Förderprogramm für Nachwuchsführungskräfte haben wir die Frauenquote von bisher sechs Prozent im Jahr 2002 auf 14 Prozent im Jahr 2010 erhöht. Und das jüngste Programm „Potenzialentwicklung im Vertrieb“ ist in den ersten Jahrgängen 2009 und 2010 mit der beachtlichen Frauenquote von 43 Prozent nahezu paritätisch besetzt. Das ist ein Erfolg, aber es ist noch kein Punkt, an dem wir uns ausruhen können. Als weitere Maßnahme nehmen wir bei dem Projekt der Bayerischen Metallarbeitgeberverbände in Bayern teil. Das unternehmensübergreifende Programm „Frauen in Führungspositionen“ enthält spezifische Workshops und ein Mentorenprogramm, das Frauen bei der Netzwerkbildung unterstützen soll. Von uns sind vier Frauen aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen dabei.

    Sensibilisierung tut not

    Dies ist aber nur ein Aspekt der Frauenförderung. Damit Frauen tatsächlich aufsteigen können, bedarf es einer gewissen Sensibilisierung in den Führungsetagen und in der Gesellschaft. Es heißt, Frauen führen anders als Männer. Das stimmt. Aber es geht nicht um besser oder schlechter, um Entweder-oder. Es geht nicht darum, einem Führungsstil den Vorzug zu geben, beide Seiten sind für ein Unternehmen wichtig. Vielmehr muss es darum gehen, durch die unterschiedlichen Arten der Leitung, durch die Berücksichtigung beider Sichtweisen, eine höhere Qualität und Exzellenz in der gesamten Unternehmensführung zu bekommen und so einen zusätzlichen Erfolgsfaktor zu nutzen.

    Noch ein wesentlicher Punkt: die Familienförderung. Klassischerweise sind es nach wie vor die Frauen, die mit dem Nachwuchs zu Hause bleiben und dann in Teilzeit arbeiten. Bei Warema zum Beispiel waren es im vergangenen Jahr über 280 Personen in Teilzeit – davon nur fünf Prozent Männer. Bei der Elternzeit ist es anders. Hier waren von 115 Personen immerhin 35 Prozent Männer. Allerdings haben diese Männer fast ausschließlich nur die zwei sogenannten Partnermonate in Anspruch genommen – also nach wie vor eine klassische Rollenverteilung. Ich glaube nicht, dass sich das in naher Zukunft ändern wird, obwohl sich das Rollenverhältnis in der jüngeren Generation zunehmend wandelt. Als Unternehmen können wir aber wesentlich dazu beitragen, Frauen den Wiedereinstieg in den Beruf nach der Babypause zu erleichtern. Unter anderem mit Teilzeitmodellen, die Frauen die Flexibilität bieten, die das Management von Familie, Haushalt und Beruf erfordert.

    136 Teilzeitmodelle im Angebot

    Bei Warema haben wir 136 verschiedene Teilzeitmodelle. Und von den knapp 2900 Mitarbeitern nutzen mehr als 280 die Möglichkeiten – das sind über neun Prozent der Belegschaft. Auch ein Betreuungsprogramm für Mitarbeiterkinder hilft, wie wir es seit 2008 in den Sommerferien anbieten. Das Angebot „Sonnenkinder“ wird von den Mitarbeitern sehr gern genutzt, in diesem Jahr weiten wir es auf die Oster- und Pfingstferien aus. Zusätzlich startet die Kinderkrippe „Sonnenstrahlen“: Ab April bieten wir eine betriebsnahe Kinderbetreuung für Mitarbeiterkinder ab sieben Monaten bis drei Jahre an. Hier arbeiten wir eng mit der Stadt Marktheidenfeld zusammen.

    Ferienprogramm, Kinderkrippe, Teilzeitmodelle und Förderprogramme – Familien- und Frauenförderung gehören für mich ganz klar zusammen. Mir ist es ein Anliegen, mein Unternehmen in puncto Familienfreundlichkeit gut aufzustellen. Vielfältige Betreuungsangebote und Serviceleistungen sollen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern. Eine Frau sollte sich nicht entweder für Familie oder Karriere entscheiden müssen. Dabei sind Unternehmen mit in der Verantwortung. Gerade wenn es darum geht, selbst Flexibilität zu zeigen.

    Angelique Renkhoff-Mücke

    Die 48-jährige Mutter zweier Kinder (20 und 17 Jahre alt) ist Tochter des Unternehmensgründers Hans-Wilhelm Renkhoff und Vorstandsvorsitzende der Warema Renkhoff SE in Marktheidenfeld (Lkr. Main-Spessart). Für die Führungsaufgabe qualifiziert hat sie sich über Banklehre, Betriebswirtschaftsstudium und die Geschäftsführung in einem mittelständischen Einzelhandelsunternehmen. Warema ist Hersteller von technischen Sonnenschutzsystemen und beschäftigt knapp 2900 Mitarbeiter. Frauen- und Familienförderung ist Angelique Renkhoff-Mücke ein echtes Anliegen. Die Unternehmerin engagiert sich in mehreren Ehrenämtern. Auch bei der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, wo sie Vorstandsmitglied ist, geht es ihr besonders um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

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