In der Kunst, sich selbst im Wege zu stehen, hat die Bayern-SPD große Erfahrung. Insofern ist es ein Fortschritt, dass der Parteitag auf ein Scherbengericht auf offener Bühne verzichtete - und mit Natascha Kohnen die einzige Genossin, die den Parteivorsitz überhaupt noch übernehmen wollte, mit ordentlichem Ergebnis im Amt bestätigte.
- Parteitag in Bad Windsheim: Bayern-SPD verordnet sich einen spürbaren Linksruck
Auf einem guten Weg ist die Bayern-SPD deshalb aber noch lange nicht. Wo genau will Kohnen mit ihrem staatsgläubigen Linkskurs denn neue Stimmen gewinnen? Bei den rund 200.000 Wählern, die zu CSU, Freien Wählern und AfD abgewandert sind, dürfte dies schwer fallen. Gleichzeitig die Grünen als Partei der saturierten Öko-Schickis zu beschimpfen, mag emotional nachvollziehbar sein. Ob es politisch schlau ist, ist eine ganz andere Frage.
Viele Genossen scheinen sich zudem weiter der Realität der krachenden Wahlniederlage zu verweigern: Nicht die SPD selbst hat den politischen Absturz verursacht, ließ nicht nur ein Redner auf dem Podium durchblicken. Der Wähler war schuld - weil er schlicht nicht wertschätzen wollte, wie die SPD die Welt besser macht.
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Mit Selbstgerechtigkeit wird die Bayern-SPD ihren Niedergang aber genauso wenig aufhalten, wie mit den unzähligen Positionspapieren, Anträgen und Struktur-Kommissionen, mit denen sich der Parteitag stundenlang beschäftigte. So lange es der SPD genügt, mit sich selbst im Reinen zu sein, wird sie das Tal der Tränen nicht verlassen können.