Ungeachtet aller guten Wünsche zum neuen Jahr wird uns ein Thema voraussichtlich auch 2019 begleiten: die Fake News. Halbwahrheiten, unbestätigte Gerüchte und üble Fälschungen gehören bedauernswerter Weise heute zum Alltag in den Netzwerken wie Katzenfotos und Unwettervideos. Dabei sind nicht mehr nur Facebook und Twitter die bevorzugten Kanäle, um Stimmung zu machen und Lügen zu verbreiten. Hinzugekommen ist der Messenger-Dienst WhatsApp, wie eine Studie der BBC gezeigt hat. Wenn sich Inhalte in Windeseile wie ein Waldbrand von Smartphone zu Smartphone verbreiten, ohne dass sie öffentlich einsehbar wären, bleibt die Gefahr möglicherweise unentdeckt. Aber wo die Gefahr wächst, wächst das Rettende auch. Eine Gegenbewegung ist auszumachen: Längst glauben nicht mehr alle alles, was da irgendwo im Netz steht.
Schon die Fotos von der Amtseinführung von Donald Trump waren manipuliert
Dabei kommt der Angriff auf die Glaubwürdigkeit aus zwei Richtungen. Zum einen sind es Politiker wie US-Präsident Donald Trump, die systematisch die Realität durch ihre eigene Sicht auf die Dinge ersetzen wollen, Fakten durch "alternative Fakten", wie es eine Trump-Sprecherin einmal formuliert hat. Das Ganze begann schon mit dem Tag der Amtseinführung und der Behauptung, es habe sich um die größte Menschenmenge gehandelt, die einer solchen Zeremonie vor dem Kapitol je beigewohnt habe. Die angeblichen Beweisfotos waren manipuliert, wie mittlerweile offiziell bestätigt wurde. Und seitdem fällt es schwer, dem amtierenden US-Präsidenten überhaupt noch was zu glauben.
Ein zweite, stetig sprudelnde Quelle von Fake News findet sich am rechten Rand Deutschlands, bei Teilen der AfD und ihren politischen und publizistischen Hilfstruppen, angesiedelt irgendwo im Nebel zwischen Rechtspopulismus, Verschwörungstheorien und extremistischen Gedankengut. Inzwischen gibt es mehrere Studien, die zum gleichen Ergebnis kommen: Fake News in Deutschland sind vor allem ein rechtes Phänomen. Es sind vor allem Themen wie Flüchtlinge, Ausländer allgemein und Terrorismus, zu denen Falschmeldungen im Internet verschickt werden. Es sind die Anhänger rechtspopulistischer Ideologien, die besonders anfällig sind für Fake News und die diese auch fleißig weiterverbreiten. Menschen, die in digitalen Filterblasen sitzen, sich gegenseitig in ihrer Meinung bestärken und für die die Medien, die Politik und das Establishment mehr oder weniger gleichgeschaltet sind, gesteuert: Denen da oben glaube ich gleich gar nix mehr.
Wird die Unübersichtlichkeit größer, suchen viele die Orientierung im professionellen Journalismus
Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Mit der Zahl der Fake News nimmt überraschender Weise zugleich auch die Glaubwürdigkeit der traditionellen Medien wieder zu. Wird die Unübersichtlichkeit größer, scheint es viele zu geben, die gerade deshalb wieder Orientierung im professionellen Journalismus suchen. Das haben unter anderem Studien der Universitäten Würzburg und Mainz ergeben. Fakten checken, Gerüchte von Nachrichten unterscheiden, die belegt werden können, das war schon immer die Kernkompetenz von Journalisten.
Redaktionen machen ihre Arbeit transparent, erklären, warum sie wie recherchieren, welche Themen sie auswählen und wo sie ihre Informationen her haben. Das ist die richtige Vorgehensweise, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Auch wenn die New York Times quasi täglich von Trump und seinen Anhängern als "Fake News Media" geschmäht und verhöhnt wird: Das Medienhaus hatte noch nie in seiner Geschichte ein so hohe Zahl von Abonnenten, vor allem auch digital. Trump treibt der Zeitung die Leser in die Arme.
Ein Riss geht durch das Land. Auf der einen Seite die, die nicht nur auf alternativen Meinungen, sondern auch auf alternativen Fakten beharren. Eine kleine, aber besonders im Netz sehr laute Minderheit. Auf der anderen Seite die, die sich eher noch mehr Aufklärung und professionelle Orientierung im digitalen Info-Dschungel suchen. Dieser Riss wird auch 2019 nicht kleiner werden.