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Würzburg: Kommentar zum Welttag der Pressefreiheit: Wieso Gewalt gegen Medienschaffende die Demokratie gefährdet

Würzburg

Kommentar zum Welttag der Pressefreiheit: Wieso Gewalt gegen Medienschaffende die Demokratie gefährdet

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    Klar ist: Wo Medien nicht uneingeschränkt über Unrecht, Korruption, Machtmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen oder Demonstrationen berichten können, stirbt die Demokratie.
    Klar ist: Wo Medien nicht uneingeschränkt über Unrecht, Korruption, Machtmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen oder Demonstrationen berichten können, stirbt die Demokratie. Foto: Florian Kleinschmidt (Symbolbild)

    Es kann keinen Zweifel geben: Ohne eine freie, unabhängige Presse gibt es keine liberale Demokratie. Denn wo Medien nicht uneingeschränkt über Unrecht, Korruption, Machtmissbrauch, Menschenrechtsverletzungen oder Demonstrationen berichten können, stirbt die Demokratie. Deshalb ist es so wichtig, jeden Tag aufs Neue die freie Meinungsäußerung in jeglicher Form zu verteidigen. Nein, daran sollte es keinen Zweifel geben. Eigentlich …

    Die Realität sieht an diesem Dienstag, dem Welttag der Pressefreiheit, leider anders aus. Die Demokratie hat weltweit einen zunehmend schweren Stand. In vielen Ländern sind Journalistinnen und Journalisten in Gefahr. Allein zwischen 2016 und 2020 sind 400 Medienschaffende getötet worden, in diesem Jahr bereits 24. Und ungezählte weitere sind inhaftiert oder werden verfolgt, angegriffen, beleidigt und schikaniert.

    In Deutschland gab es 2021 mehr Angriffe auf Medienschaffende als im ersten Corona-Jahr.

    Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Unsesco haben die Covid-19-Pandemie und der Ukraine-Krieg die Lage verschärft – auch in Deutschland. Hierzulande gab es im Jahr 2021 mehr Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten als im ersten Corona-Jahr, belegte die "eindbild-Studie" des European Center For Press and Media Freedom (ECPMF) in Leipzig. Drei Viertel der Vorfälle passierten bei Corona-Protesten: Durch tätliche Angriffe und Bedrohungen entsteht dort nach Angaben der Forschenden das größte Berufsrisiko für Medienarbeitende in Deutschland.

    Auch Mitarbeitende dieser Redaktion haben bei sogenannten Querdenker-Demonstrationen immer wieder Einschüchterungsversuche erlebt. Kritische Journalistinnen und Journalisten sollen verunsichert, die freie Berichterstattung soll behindert werden. Auch wenn Kolleginnen und Kollegen sich nicht durch diese Anfeindungen und Drohungen in ihrer Arbeit einschränken lassen – spurlos gehen die Attacken nicht an ihnen vorüber.

    "Diese systematische Verschmutzung der Informationskreisläufe destabilisiert überall auf der Welt Demokratien und verleiht Antiliberalen Auftrieb."

    Bernhard Pörksen, Medienwissenschaftler

    Doch nicht nur verbale und körperliche Gewalt gegenüber Journalistinnen und Journalisten gefährden die Pressefreiheit und damit auch unser demokratisches Gemeinwesen. Zerstörerisches Potenzial von unglaublicher Wucht besitzen darüber hinaus Desinformationen, "alternative Wahrheiten" und Verschwörungserzählungen. Diese werden besonders auf Kanälen wie Twitter, Facebook, Youtube und Telegram massenhaft verbreitet. Dem Tübinger Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen zufolge belegen Untersuchungen eindeutig: "Diese systematische Verschmutzung der Informationskreisläufe destabilisiert überall auf der Welt Demokratien und verleiht Antiliberalen Auftrieb."

    Sind wir dieser scheinbar unbändigen Flut an gefährlichen Fake News hilflos ausgeliefert? Oder ist der Kampf gegen Desinformationen zu gewinnen? Pörksen verbreitet Hoffnung in einem Essay, das er für den Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) zum Welttag der Pressefreiheit geschrieben hat: Er beobachte seit Jahren "eine Graswurzelrevolution der Medienbildung in Tausenden von Schulen überall in Deutschland". Landauf, landab, so der Wissenschaftler, haben sich Schüler- und Lehrermedientage, Online-Workshops, Podcasts, Medien-Projekte und Lehrer-Fortbildungen etabliert.

    So mühsam der Kampf gegen Desinformationen erscheinen mag – er ist nicht aussichtslos

    Die Mediengruppe Main-Post hilft mit ihrem KLASSE!-Projekt Schülerinnen und Schülern bereits seit 25 Jahren dabei, Medien aller Art kennenzulernen, sie zu vergleichen und sinnvoll zu nutzen. Das Angebot hat sich in dieser Zeit stets verändert und der aktuellen Medienwelt angepasst. Inzwischen werden unter anderem jeden Donnerstag Webinare zur Medienkunde angeboten, die über den sicheren und kompetenten Umgang mit unterschiedlichen Medien informieren. Die Gefahren durch Fake News und Hassbotschaften bilden dabei einen Schwerpunkt.

    So mühsam der Kampf gegen Desinformationen erscheinen mag – dank Graswurzelrevolution ist er alles andere als aussichtslos. Auch daran gibt es keinen Zweifel.

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