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Leitartikel Die Selbstherrlichkeit der Bayern-Bosse

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Leitartikel Die Selbstherrlichkeit der Bayern-Bosse

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    Eigene Gesetze gab es für diesen speziellen Fußballclub Bayern München schon immer. Es waren Fußballgesetze wie jenes, dass immer, wenn Gerd Müller den Ball berührte, er diesen auch ins Tor bugsierte. Oder das Gesetz vom Dusel: Ein Spiel war erst dann vorbei, wenn der FC Bayern noch das Siegtor geschossen hatte. Doch weg von der humorvollen Betrachtung, sie wird der Ernsthaftigkeit, mit der die Bayern-Bosse ihre absurde Pressekonferenz hielten, nicht gerecht.

    Man muss sich das noch einmal vor Augen führen: Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge erinnert an den Artikel 1 des Grundgesetzes („Die Würde des Menschen ist unantastbar“), weil Spieler des Klubs für ihre zuletzt mäßigen Leistungen kritisiert worden waren. Das werde sich der Verein künftig „nicht mehr gefallen lassen“, so Rummenigge, flankiert vom Aufsichtsratsvorsitzenden Uli Hoeneß.

    Die Hybris der Verantwortlichen scheint mittlerweile so weit fortgeschritten, dass Sorgen angebracht sind. Diese naive Überhöhung des Fußballs und die Forderung nach einer bayerngenehmen Berichterstattung strotzt vor Selbstherrlichkeit und diskreditiert Rummenigge und Hoeneß als Führungspersönlichkeiten.

    Pressefreiheit heißt nicht, dass keine Medienkritik erlaubt ist

    Vielleicht hätte Rummenigge das Grundgesetz einmal komplett lesen sollen und nicht nach der ersten Zeile aufhören. Denn in Artikel 5, Absatz 1 steht auch: „Die Pressefreiheit und Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“

    Das heißt im Übrigen keinesfalls, dass keine Kritik an der Presse erlaubt ist. Sie ist sogar wichtig und dient als Korrektiv in einer digitalisierten Welt, in der jeder zu jedem Zeitpunkt Nachrichten publizieren kann. Medien üben in einer Demokratie eine wichtige Kontrollfunktion aus, und ja, diese erstreckt sich auch auf den Sport. Es waren Journalisten, die etwa die unrühmlichen Vorgänge um nicht geklärte Millionenzahlungen rund um die Vergabe der Fußball-WM 2006 öffentlich machten. Auch beim DFB hatten in der Affäre die Verantwortlichen, so schien es, eher Dankbarkeit für die Chuzpe denn eine saubere juristische Aufarbeitung erwartet. Letztlich musste DFB-Präsident Wolfgang Niersbach gehen und wurde ersetzt durch Reinhard Grindel, der sportpolitisch bis dahin nur aufgefallen war, weil er sich als CDU-Bundestagsabgeordneter vehement gegen eine umfassende Aufarbeitung der deutschen Doping-Vergangenheit starkgemacht hatte.

    Der Auftritt der Bayern-Bosse erinnerte an Donald Trump

    Mit ihrem Auftritt a la Trump haben die Bayern-Bosse Luft unter die Flügel jener Kräfte geblasen, die eine freie Presse gerne beschneiden würden. Die „Fake News“ schreien und Hetzern hinterher laufen, und die anderen Menschen gerade das nicht entgegenbringen, was die Bayern erwarten: Respekt. So ist dieser rummeniggehoeneßhafte Ausbruch auch ein gefährliches Sägen an einer Säule der Demokratie. Wie mit kritischen Journalisten umgegangen wird, hat gerade erst Saudi-Arabien vorgeführt. Jamal Khashoggi starb im Istanbuler Konsulat, wie das Regime jetzt zugab. Die Umstände sind noch unklar, Khashoggi soll zu Tode gefoltert worden sein.

    Zugegeben, das ist ein weiter Bogen, der da eben gespannt wurde. Jedoch: Seit Jahren bezieht der FC Bayern sein Wintertrainingslager im arabischen Emirat Katar. Einem Land, in dem die Todesstrafe existiert und in dem Arbeitsmigranten ausgebeutet und misshandelt werden, wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisiert. Einem Land, in dem Medien nur mit Lizenz arbeiten dürfen und über das die Vereinigung „Reporter ohne Grenzen“ schreibt: „Kritik am Königshaus, Themen der nationalen Sicherheit oder kontroverse Gerichtsthemen sind Tabuthemen.“

    Kritik am Herrscherhaus? Vom FC Bayern doch nicht.

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