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SCHWEINFURT: Leitartikel: Schaeffler zum Erfolg verdammt

SCHWEINFURT

Leitartikel: Schaeffler zum Erfolg verdammt

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    Leitartikel: Schaeffler zum Erfolg verdammt
    Leitartikel: Schaeffler zum Erfolg verdammt

    Das ist ein schwerer Schlag für Schweinfurt, für die Stadt, die schon einmal in den 1990er Jahren Tausende von Arbeitsplätzen verloren hat. Ganz so schlimm wie damals wird es zwar jetzt nicht werden. Rund 600 Arbeitsplätze weniger bei Schaeffler, zusätzlich zu den 570 bei SKF, die in den nächsten Jahren abgebaut werden sollen, treffen den Standort hart, der sich nach wie vor vor allem über seine metallverarbeitende Industrie definiert.

    Natürlich soll alles sozialverträglich vonstattengehen. Was sogar gelingen könnte, weil starke Jahrgänge vor der Verrentung stehen. Dass die Arbeitnehmer und die IG Metall gegen die Pläne des Managements Sturm laufen, ist jedoch gut verständlich. Schaeffler legt immer Wert darauf, sehr innovativ zu sein und technologisch einen Spitzenplatz einzunehmen. Das fantasielose Streichen von Arbeitsplätzen, das vage gehaltene Versprechen, andere Automobilprodukte in Schweinfurt anzusiedeln, wird diesem eigenen Anspruch aber bei weitem nicht gerecht.

    Durch den Wegfall von nunmehr 1100 Arbeitsplätzen wird der Standort geschwächt. Kleine und mittelständische Zulieferer verlieren an Umsatz und die Stadt verliert Steuereinnahmen.

    Warum das alles? Hat nicht Vorstandschef Jürgen M. Geißinger bei der Vorlage des letzten Quartalsberichts die Sparte Automotive als Garanten für die Profitabilität des Unternehmens bezeichnet? 13,9 Prozent Umsatzrendite sind ein Spitzenwert in der Branche, der nur erreicht wird, weil das Unternehmen international tätig ist. Das ist auch ein Wert, von dem der Nachbar in Schweinfurt, der Automobilzulieferer ZF, übrigens nur träumen kann. Der schafft gerade einmal knapp vier Prozent.

    Schaeffler ist jedoch zum Erfolg verdammt. Der ehrgeizige, ja größenwahnsinnige Einstieg beim Dax-Unternehmen Continental kurz vor der Finanzkrise hat rund 18 Milliarden Euro gekostet und Schaeffler wegen der zusammenbrechenden Börse in die Schieflage gebracht.

    Obwohl die Aktien durch Verkäufe inzwischen von über 90 auf unter 50 Prozent reduziert wurden, liegen noch 3,5 Milliarden Euro Schulden in der Schaeffler-Holding, die von Maria-Elisabeth Schaeffler und ihrem Sohn Georg gehalten wird, mit 6,8 Milliarden Euro ist die operative Schaeffler-Gruppe belastet. Das ist Geld, das trotz der hohen Conti-Dividenden und der guten Ergebnisse bei Schaeffler kaum zurückgezahlt werden kann.

    Das Unternehmen muss also Kasse machen. Die Aufkündigung der Investorenvereinbarung mit Continental, die der Tochter sehr viel Spielraum und Sicherheit gab, wird als Signal verstanden, dass künftig ein anderer Wind weht. Mit dem Auslaufen dieser von Altkanzler Gerhard Schröder überwachten Vereinbarung im Mai nächsten Jahres hätte Schaeffler freie Hand. Selbst mit einem Aktienanteil von 35 Prozent könnte man in den Hauptversammlungen dominieren.

    Für einen Verkauf spricht die gute Performance der Conti-Aktie, die in den letzten zwölf Monaten gut 50 Prozent zugelegt hat und Anfang Juni den höchsten Stand seit Mitte 2007 erreichte. Zudem gibt es seit Monaten Spekulationen, dass Schaeffler mit einem eigenen Gang an die Börse Geld zum Schuldentilgen einsammeln könnte. Gute Zahlen sind dann gut für den Kurs. Und darum geht's.

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