In Turkmenistans Hauptstadt Aschchabat waren die Temperaturen frühlingshaft, aber im Nachbarland Usbekistan ist es noch winterlich: Schneereste liegen in den Straßen von Taschkent, am Morgen hat es nur sechs Grad. Auch sonst sind die Unterschiede auffällig: Aschchabat trumpfte mit künstlich wirkenden Hochhäusern auf, die irgendwie an Hollywood-Kulissen denken lassen. Hier in der usbekischen Hauptstadt Taschkent prägen sozialistische Plattenbauten das Bild, in verwaschenen Farben. Erinnerungen an Wohnsiedlungen in der DDR kommen unwillkürlich. Ein Erdbeben hatte die Stadt 1966 zerstört, erhalten sind nur wenige alte Gebäude, vor allem Moscheen und Koran-Schulen.
Obwohl das Land Gas und Öl fördert und exportiert, wurden im letzten Winter immer wieder Strom und Heizungen abgestellt. Usbekistan gehört zu den ärmsten Länder der GUS, der Gemeinschaft unabhängiger Staaten. Der Übergang zu einer ertragreichen Marktwirtschaft erfolgt nur zäh. Auffallend sind die vielen neuen Autos, neben den Ladas und Wolgas aus russischer Produktion.
Später, beim ersten Treffen mit der Delegation, will Michael Glos wissen, ob es stimme, dass das Land 200 000 Autos pro Jahr produziere. Ja, erklärt der Botschafter, Matthias Meyer, eine koreanische Marke (Daewoo) habe die Fertigung hier begonnen, sei aber in Schwierigkeiten geraten. Dann übernahm ein US-Konzern (Chrysler) die Fabrik und baut jetzt Kleinwagen und Mittelklassemodelle. „Für hiesige Verhältnisse sind sie gut“, betont er. Die meisten werden nach Russland exportiert. Usbekistan selbst schützt seine Produktion durch hohe Einfuhrzölle.
Im Gespräch mit Ministerpräsident Schavkat Mizijaew und seinem Amtskollegen, dem Außenwirtschaftsminister Ganiev, sprach Glos auch die Menschenrechtslage an. Er betonte, auch die Menschenrechte seien ein Standortfaktor.
Usbekistan zeigt großes Interesse an deutschen Produkten. Für sie gab es ausdrücklich Lob: Sie seien zwar teurer, hielten dafür aber auch länger und Wartung sowie Ersatzteilversorgung seien sicher. Dass sich Qualität lohnt, bewies ein deutscher Hersteller von Mähdreschern: Er verkaufte laut Ganiev im vergangenen Jahr fast 400 Mähdrescher nach Usbekistan.
Usbekistan hat mit 27 Millionen Einwohnern die Hälfte aller Bewohner Zentralasiens. Und es hat bedeutende historische Städte, was es zum Kulturzentrum der Region macht: Samarkand, Buchara und die Oasenstadt Chiwa, die UNESCO-Kulturerbe ist. In Samarkand übrigens soll Scheherazade dem König die Geschichten von 1001 Nacht erzählt und so ihr Leben gerettet haben.