Zurück auf Anfang. Nichts ist entschieden. War alles nur ein riesiger Medienhype: Das bange Warten auf den Tag der Entscheidung, das Zittern, ob die staatseigene Bahn AG ihr einst gefälltes Votum revidiert, ob der Schienenkonzern einknickt angesichts der horrenden Kostensteigerungen.
Nichts von alledem ist am Dienstag geschehen. Die Bahn-Kontrolleure haben getan, was die Bahn-Spitze vorgeschlagen hat. Der fahrlässig schludrig geplante Tiefbahnhof in Stuttgart soll also weiter gebaut werden.
Durch das Votum des Aufsichtsrats ist die Lösung des Konfliktes zwischen Kritikern und Befürwortern keinen Schritt weiter gekommen. Wieder wurde nur vertagt. Denn wer die Bau-Kosten am Ende übernimmt, steht mehr denn je in den Sternen. Auch nur einen einzigen Auftrag auszuschreiben, bis das nicht geklärt ist, wäre fahrlässig und geschehe ganz nach dem alten Motto: Wenn erst einmal gebaut wird, werden Stadt und Land schon ihre Schatullen öffnen. Da könnten sich Bund und Bahn einen Zahn ausbeißen.
Mit der Hartnäckigkeit, mit der die Grünen Schwachstellen der Bahnhofsplanung aufdeckten, werden sie sich nun daran machen, vertragstreu, aber bockig zu bleiben. Sie haben ihren Wählern versprochen, nicht mehr Geld freiwillig beizusteuern. Sie sollten es auch nicht tun in Zeiten, in denen Geld für Ganztagsschulen oder Sozialarbeiter an allen Ecken und Enden fehlt.
Unabhängig davon: Man darf schon die Frage stellen, ob bei einem Unternehmen, das dem Staat – nicht etwa Kanzlerin und Parteichefin Angela Merkel – gehört, der Glauben ans Gelingen das Wissen um eine unkontrollierbar scheinende Kostenspirale ersetzen darf.
Vom Start der Planung bis heute wurde Stuttgart 21 vier Milliarden Euro teurer. Das ist eine unvorstellbare Summe, die an vielen anderen Stellen fehlen wird. Die Bahn, aber auch der Bundesverkehrsminister müssen sich fragen lassen, warum die Mittel für den Regionalverkehr zu knapp sind, warum andere wichtige Schienenvorhaben nicht realisiert werden.
Jede weitere Milliarde für den Stuttgarter Tiefbahnhof kannibalisiert andere Projekte. Doch bis das spürbar wird, ist die Bundestagswahl 2013 vorbei, sind die Akteure entweder am rettenden Ufer oder weit weg.