Statt Namen liest man unter Texten dann sogenannte Nicknames (englisch, zu deutsch Spitznamen). Die geben sich die Autoren selbst. Weil sie sich aber, bevor sie auf mainpost.de schreiben können, mit Vor- und Zunamen dort anmelden müssen, weiß die Redaktion über sie genauso viel wie über Leserbriefschreiber. Das beruhigt zumindest. Nicknames geben Deckung. Gut ist das für unsichere Zeitgenossen. Im Schutz von Fantasienamen riskieren sie, ihre Meinung niederzuschreiben – zugänglich für eine riesige Web-Öffentlichkeit. Die empfängt jeden Besucher ohnehin mit leicht ansteckender Lockerheit und fördert so lebhafte Auseinandersetzungen mit beachtlicher Beteiligung, mit Rede und Gegenrede. Mit der Zeitung funktioniert das so direkt nicht. Eine vernetzte neue Wirklichkeit ist entstanden. Ein Blick darauf wird aber auch Zeitungslesern gewährt. Das hat die vorne zitierte Enttäuschung des Lesers ausgelöst. Dabei übernimmt die Redaktion nur sachliche Beiträge in die Zeitung.
Die Diskussionsfreude im Netz, so heißt es mitunter, sei gut für die Demokratie. Von diesem Argument profitiert auch die umstrittene Praxis der Nicknames. Ohne sie, das weiß man, entschwindet ein Großteil der Diskutanten. Aber eine in der Zeitung gängige Sachlichkeit bleibt. Einige Medien erfahren das bereits.
Dennoch werden die Stimmen gegen Nicknames lauter, auch in unserer Redaktion, zugunsten einer Diskussion auf Augenhöhe – einer, bei der man sich mit Vor- und Zunamen begegnet. Der Respekt vor dem Anderen soll nicht gänzlich verloren gehen. Diesen Anspruch sind sich seriöse Medien schuldig. Von Nickname zu Nickname wird nämlich gerne „geholzt“. Schlimmer noch: Nicknames ziehen die Namen anderer Personen schnell mal in den Dreck – üble Nachreden nicht ausgeschlossen. Sie kommen nur sehr selten vor, sind aber gefährlich. Sie werden von der Redaktion zwar sofort gelöscht, können aber im Web bereits gewandert sein und anderswo überleben – unerreichbar für das Rechtssystem. Das Web vergisst fast nichts. Ein Preis für schier grenzenlose Freiheiten.
Zuletzt kam es auf mainpost.de in Kommentaren gegen einen Geistlichen zu Entgleisungen. Fantasienamen gefährden so den Ruf anderer Menschen und den dieses Mediums. Sie müssen auf mainpost.de damit rechnen, dass ihnen danach die Kommentarfunktion gesperrt wird.