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LESERANWALT: Die Rechnung eines Lesers geht leider nicht auf

LESERANWALT

Die Rechnung eines Lesers geht leider nicht auf

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    Die Rechnung eines Lesers geht leider nicht auf
    Die Rechnung eines Lesers geht leider nicht auf Foto: PicLeidenschaft (iStockphoto)

    Es ist erfreulich, wenn sich Leser über Inhalte hinaus, Gedanken über das Unternehmen Tageszeitung machen. Das zeigt, dass es ihnen wichtig ist. Es könnte natürlich auch sein, dass sie meinen, im Unternehmen selbst würde dieses "Gedankenmachen" nicht ausreichend gepflegt.

    Doch kaum jemals zuvor hat man sich in der Branche so die Köpfe zerbrochen wie derzeit. Das gilt für das ganze letzte Jahrzehnt. DieZukunft von Medien wie Tageszeitungen ist angesichts der gewaltigen Veränderungen auf dem Kommunikationsmarkt recht ungewiss Da ist es existenziell, angesichts negativer Entwicklungen auf dem Anzeigenmarkt und schmelzender Abonnentenzahlen, auch über Kosten für die gedruckte Zeitung zu reden. Im Hinblick auf notwendige Kosten spielt der Einsatz für die digitale Welt natürlich dabei eine gewichtige Rolle. Die digitale Reichweitewächst, aber das Geschäftsmodell dafür ist noch nicht gefunden. Der Leser hat freilich diesen Faktor nicht angesprochen. Ich wollte meine Erklärung für einen Leser dadurch nicht komplizierter machen als nötig.

    Alles verkleinern
    Weil seine Zeitung morgens mal wieder zu spät eingetroffen ist, hat nämlich ein Leser eine Rechnung aufgemacht. Er glaubt das vermeiden zu können, wenn das Entgelt für Zusteller erhöht würde. Kosten dafür wären durch Verkleinern von Bildern und der ganzen Zeitung aufzufangen. Wörtlich schreibt er im Telegrammstil:

    Kleineres Format, gleicher Informationswert, weniger Materialverbrauch (Papier und Druckfarben). Fazit: Mit Einsparung, Verbesserung Entgelt für Austräger.

    Schön, wenn das so einfach wäre. Ein einzelner Leser macht da seine Rechnung ohne viele andere auf.

    Zweistellige hohe Millionen-Investitionen
    Für einen Großteil der Leser sind freilich zeitgemäße, große und bessere Illustrationen nicht mehr wegzudenken. Und ob sie ein kleineres Format der gedruckten Zeitung annehmen würden, ist höchst ungewiss. Sicher ist nur, dass es schon für deren moderater Verkleinerung anderer Druckmaschinen und Verarbeitungstechniken bedürfte. Die würden vorhandene moderne Maschinen ersetzen, die nicht zu alt sind. Das würde hohe zweistellige Millionen-Investitionen erfordern.
    Angesichts des Faktors "Papiernutzen", kann das Verkleinern weder bei Papier noch bei Farben nennenswert etwas bringen, schon garnicht bei gleichem Informationswert.

    Wertschätzung für Zusteller/innen
    Angemessenes Entgelt für unermüdliche Zeitungszusteller/innen liegt jedem am Herzen, trotz der durch die Mindestlohnregelung erst kürzlich erfolgten Steigerung. Aber über die Rechnung des Lesers ist das nicht darstellbar. Ganz abgesehen davon, dass eine Erhöhung gelegentliche Zustell-Verzögerungen kaum vermeidet. Es gibt genug andere Faktoren in Redaktion, Herstellung und Logistik, die sie auslösen können.

    Ich habe selbst in jungen Jahren Zeitungen zugestellt. Zusteller/innen genießen nicht nur deshalb meine größte Wertschätzung. Doch bitte ich um Verständnis, wenn ich versucht habe, die Situation möglichst realistisch darzustellen.

    Anton Sahlender, Leseranwalt

    Ich mache Pause und bin als Leseranwalt erst ab 21. September wieder persönlich zu erreichen.

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