Wozu, wenn nicht als 'Schleichwerbung', ist am 12.7. auf Seite 4 angegeben, dass Fidel Castro eine weiße Trainingsjacke der Marke Nike trägt? Ist Nike offizieller Sponsor von Fidel Castro, der dpa (Deutsche Presseagentur) oder der Mainpost? :-).“
An dieser, als nicht ganz ernst gemeint gekennzeichneten (siehe Doppelpunkt, Bindestrich und Klammer) E-Mail-Anfrage von Herrn R. K., lässt sich eine Regel für die Nennung von Unternehmen oder Produkten im redaktionellen Teil der Zeitung darstellen. Ja, ausgerechnet der erste öffentliche Auftritt eines erklärten Kapitalismusfeindes nach vier Jahren eignet sich dazu.
Folgendes hat auch Herr R. K. von mir erfahren. Beim kubanischen Ex-Präsidenten Castro spricht für die Nennung von Nike der Kontrast, der sich daraus zu seiner Person ergibt. Der ist die Nachricht hinter der Nachricht vom öffentlichen Auftritt. Scheint doch die Ablehnung des Kapitalismus selbst beim 83-jährigen Revolutionsführer aufzuweichen, wenn es ums eigene Wohlgefühl geht. Dann kleidet sogar er sich in Produkte des Erzfeindes.
Bei einer so überraschenden Verknüpfung, dürfen durchaus schon mal Produkte und Marken bei ihren Namen genannt werden, eben weil es dem Verständnis des Ungewöhnlichen dient. Entscheidend ist, dass es rein nachrichtlich geschieht, nicht werblich, also nicht in lobender Sprache.
Ob Nike wirklich Castro sponsert, entzieht sich der Kenntnis unserer Redaktion :-). Offiziell ist das jedenfalls nicht der Fall. Das wäre nämlich noch weitaus berichtenswerter. „Für dpa und Main-Post, verehrter Herr R. K., kann ich einen solchen Kontrakt mit Nike ausschließen.“
Ich will aber nicht leugnen, dass die kapitalistische Marke am Körper des Sozialismusführers in einer Nachricht ohne Unternehmensnamen ebenfalls offenbart werden kann, wenn nur von einem großen US-Konzern die Rede ist. Die Botschaft hinter der Nachricht würde in diesem Falle in den Vordergrund treten. Herr R. K. hätte sich danach seine Zuschrift sparen können – aber mir wäre die Chance zu diesen Zeilen genommen worden.
Obwohl vermeidbar, bleibt die Namensnennung im vorliegenden Fall vertretbar. Redaktionen können Firmennamen schließlich nicht fortwährend umschreiben. Nachrichten aus der Wirtschaft würden darüber ziemlich blutleer ausfallen. Wahrhaftig kein Vergnügen für Leser.