Ausführlich war meine Antwort an Herrn B.F. aus dem Kreis Bad Kissingen gewesen. Der hatte mir zuvor ein Dutzend Berichtigungen („So ist´s richtig“) zugesandt, ausgeschnitten aus den Zeitungen eines Monats (Siehe Fotos). Ich habe ihm erklärt, dass er gerade ihretwegen Vertrauen haben könne, weil Falsches sofort richtigstellt werde. Niemals stecke Absicht hinter Fehlern, sondern oft hohe Belastung von Mitarbeitern in einer sich ständig wandelnden Medien-Welt.


Der Super-Gau
B.F. hat mir für diese Antwort noch gedankt, aber am 8. November tagesaktuell einen gedruckten und verbreiteten „Super-Gau“ nachgeliefert: Ein mehr acht Jahre altes, überholtes Interview mit Andrea Nahles (siehe Foto), veröffentlicht auf Seite 2. Herrn B.F. fehlt dafür jegliches Verständnis. War der Redaktion nicht aufgefallen, was mir auch Leser M.K. aus der Nähe von Würzburg schrieb? Nahles hatte von George Bush als US-Präsident, von Roland Koch, Andrea Ypsilanti und Ministerpräsident Christian Wulff gesprochen. Alle, außer Andrea Nahles selbst, spielen sie aktuell doch keine Rolle mehr.

Kaum Beschwerden
So klagt Herr B.F. erneut, dass er kein gutes Gefühl mehr habe, wenn er Zeitung lese. Erstaunt hat mich freilich, dass zu der Interview-Klamotte, entsprungen aus den Tiefen des digitalen Archivs, sonst kaum Beschwerden angekommen sind. Wurde der Beitrag in der Zeitung wenig gelesen oder ist manchen Lesern sein Alter nicht aufgefallen? Letzteres wäre fatal.


Verschämte Meldung
Intern sieht man in der Fehlleistung ebenfalls einen „Super-Gau“. Das vernimmt man aus der Redaktion. Aber in der Leserschaft der Zeitung sollte wohl größeres Aufsehen vermieden werden. Das konnte zumindest denken, wer tags darauf (9.11.) eine verschämte Meldung nicht übersehen hat. Auf Seite 2, rechts unten, stand:
„In eigener Sache/Zum Interview auf dieser Seite in der Dienstagsausgabe“
. Unter dieser Überschrift bedauert die Redaktion einen „technischen Fehler“, entschuldigt sich und bedankt sich ganz herzlich für Ihr Verständnis. (Siehe Bilder)
Das geht alle an
Aber ist es nur
„In eigener Sache“
, wenn weit mehr als hunderttausend Zeitungen mit einem Uralt-Interview ausgeliefert worden sind? Ich meine, nein. Das geht alle an. Keine bürokratisch anmutende Überschrift, sondern eindeutiger Klartext wäre angesagt gewesen. Deshalb – und im Sinne von Transparenz – bin ich heute auf das Thema zurückgekommen.
Nun bitte aber auch ich Sie, liebe Leser, um Verständnis. Denn erneut versichere ich, was ich Herrn B.F. aus Überzeugung ebenfalls noch einmal versichert habe: Sie können dieser Zeitung vertrauen.

. Trotzdem: Die Redaktion darf nicht zu einem Reparaturbetrieb für eigene Fehler werden, zu denen sie auch die technischen zählen muss.
Anton Sahlender
, Leseranwalt