Das gilt für alle anderen Doktoren aber ebenso. Ganz selten findet sich in Berichten dieser akademische Grad.
Dahinter steckt keine Missachtung, sondern ein journalistisches Ordnungsprinzip, das für Gleichbehandlung sorgen soll. Doktoren (nicht zu Guttenberg) haben sich gelegentlich darüber beschwert. Schließlich seien ihre Titel Namensbestandteile.
Das verpflichtet zwar keine Medien, aber es schreit nach einer Erklärung. Ich habe sie bereits einmal gegeben und zitiere mich in der Folge in weiten Teilen selbst. Deshalb darf ich das ohne Gänsefüßchen tun.
Dr. wird in der Zeitung dann zum Namen hinzugefügt, wenn es ein Beitrag über den Titel selbst oder seinen Erwerb ist. Eine Nachricht könnte die Nennung ebenfalls herausfordern, etwa wenn nur das Dr.-Fachgebiet erschließt, warum eine bestimmte Person eine Aufgabe übernimmt: ein Doktor der Wirtschaftswissenschaft (Dr. rer. oec./rerum oeconomicarum) als Spezialist erzählt über die wirtschaftliche Entwicklung im Lande, ein Doktor der Rechtswissenschaft (Dr. jur.) kommentiert unsere Rechtsprechung in seinem Fachgebiet oder ein Doktor der Forstwissenschaft (Dr. forest./forestalium) spricht übers Waldsterben. Mindestens einmal erscheint in solchen Fällen der Dr. im Text, meist bei der ersten Erwähnung. Fehlt er trotzdem, liegt es oft daran, dass der Träger des Titels keinen Wert auf die Nennung legt. Auch das gibt es häufig.
Vor der Einführung der Dr.-Regel herrschte ein Durcheinander, das ständig für Verdruss gesorgt hat. Beim Einen stand er dabei, der Titel, beim Anderen nicht. Häufiger Grund: Auf Gästelisten ist er mal vermerkt, mal nicht. Diese Ungleichbehandlung wurde dann mittels Zeitung öffentlichkeitswirksam.
Der grundsätzliche Verzicht kommt nun der nüchtern gehaltenen Nachrichtensprache entgegen. So gilt die Regel in vielen Medien und Nachrichtenagenturen.
Wichtige Persönlichkeiten wissen das. Kanzlerin Angela Merkel kennen wir nicht als Dr. rer. nat. Die Naturwissenschaftlerin spricht auch nie über ihre Dissertation „Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden.“