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Das Sagen Sie zum Wandel

Leserbriefe

Das Sagen Sie zum Wandel

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    Zu den Artikeln „Sprache im Wandel“, „Für Sprache ohne Diskriminierung“ und „So macht die Redaktion diejenigen sichtbar, die kein Mann sind“ (17.7.):

    Im Artikel zur Einführung der Gender-Sprache fehlt in meinen Augen eine Würdigung der Gegenargumente. Diese will ich nachfolgend liefern:

    1. Die Verwendung der Gender-Sprache geht zulasten der Lesbarkeit und des Verständnisses. 2. Das generische Maskulinum steht per Definition für eine Gesamtheit unabhängig vom Geschlecht. In der Gender-Sprache wird spezialisiert, da nur noch männliche und weibliche Personen angesprochen werden. Transsexuelle Personen werden ausgeschlossen. Das untergräbt den selbst gesteckten Anspruch, eine Sprache ohne Diskriminierung zu vertreten. 3. Die Einführung der Gender-Sprache wird damit begründet, dass unsere Sprache diskriminierend sei. Dabei wird auf zahlreiche Studien verwiesen, in denen diese Behauptung belegt wird. Ich verweise in diesem Zusammenhang auf das bekannte Sprichwort „Glaube keiner Studie, die Du nicht selber gefälscht hast“. Ich bezweifle, dass es eine Diskriminierung durch unsere Sprache per se gibt. 4. Aufgrund der behaupteten Diskriminierung in unserer Sprache zieht die Redaktion Ihrer Zeitung den Schluss, erzieherisch tätig werden zu müssen und dem Leser eine – aus Ihrer Sicht – „bessere“ Sprache aufoktroyieren zu müssen. Das ist eine moralische Anmaßung. Die Bevormundung und Manipulation des Lesers über die Sprache lehne ich ganz klar ab.

    Stefan Senger, 97855 Triefenstein

    Ich finde die Lösungsansätze gut. Wo ich das generische Maskulin beibehalten würde (auf jeden Fall) ist in zusammengesetzten Hauptwörtern wie Bäckerladen, Arzttermin, Angestelltentarif, Jägerschnitzel . . . Als Musiker ist mir das Singen immer eine Freude gewesen. Wenn viele bekannte und lieb gewonnenen Lieder der „Genderpolizei“ (ich sag das jetzt mal provokativ) zum Opfer fielen, dann hätten wir nicht mehr die Kinderlieder, die sich mit Berufen befassen („Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh . . .“; „Wer will fleißige Handwerker sehen“; „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“). Auch Rolf Zuckowskis „Wie schön, dass Du geboren bist“ wäre nicht mehr korrekt, denn dort heißt es ja: „Alle Deine Freunde freuen sich mit Dir“. Alle diese Lieder sollten Bestandsschutz genießen!

    Bernhard v.d. Goltz, 97209 Veitshöchheim

    In Ihrer Zeitung ist man bemüht, eine gendergerechte Sprache zu verwenden. Wie haben etliche Mitarbeiter*Innen doch sehr richtig erkannt „wer nicht genannt wird, wird auch nicht gedacht“. Vielleicht können Sie selbst (wer sonst?) eine gendergerechte Sprache verwenden? Einige Beispiele gefällig? Gaffer. Haben denn die wenigen Gafferinnen nicht auch das Recht, genannt zu werden? „Polizei warnt Pferdehalter“. Und die Pferdehalterinnen? „Unbekannter Einbrecher/Unfallverursacher“. Wenn unbekannt, weshalb dann die männliche Form? Also auch „unbekannte Einbrecherin/Unfallverursacherin oder Verursacher*In“. Weitere Anregungen: Studierendenfutter statt Studentenfutter, Römer*In-nentopf, Trottel, besser Trottelin oder Trotteline, Maulaffe, verwenden Sie doch auch Mauläffin, Pechvogel oder Pechvögelchen – das wäre doch gendergerecht? Vielleicht fallen der geschätzten Redaktion bestimmt weitere Beispiele ein?

    Jörg Jaedicke, 97762 Hammelburg

    Als ich die Titelseite Samstagsausgabe Ihrer Zeitung auf den Tisch bekam „Sprache im Wandel“ hat es mir die Sprache fast verschlagen. Die beiden Seiten „Für Sprache ohne Diskriminierung“ und „Stimmen aus der Redaktion“ haben dann das Maß vollgemacht. Wenn man die schriftlichen Klimmzüge für eine geschlechtergerechte und rasseunabhängige Sprache sieht, stellt sich unweigerlich die Frage, wer fühlt sich durch die bisher gängige Ausdrucksweise diskriminiert? Ich denke, es ist eine verschwindend geringe Minderheit der Bevölkerung. Man lässt sich also von oder durch einige wenige einen Stempel aufdrücken, der unsinniger nicht sein kann. Die Vorstufe dieses Unsinns waren die Buchstaben (m/w/d) in Ausweisdokumenten, Stellenangeboten und dergleichen. Unsere verstorbenen alten deutschen Dichterfürsten, Schriftsteller und Journalisten würden sich im Grabe umdrehen bei derart verdrehter und verfälschter Ausdrucksweise.

    Bernhard Pfriem, 97359 Schwarzach

    Als alter, weiß(s)er Mann, der das Gendern kritisch sieht, finde ich, dass Sie eine gute Lösung für Ihre Richtlinien gefunden haben, ohne die Sprache zu vergewaltigen. Damit kann ich leben.

    Peter Greb, 97209 Veitshöchheim

    Ich glaube doch, die wenigsten machen sich Gedanken, dass mit der Sprache immer nur Männer gemeint sein sollten bis jetzt. Die Studien dazu, die das jetzt belegen sollen, wer hat sie beauftragt und wo sind diese gemacht worden? Ich denke bei Lehrern, Ärzten, Polizisten etc. an Personen, die ich kenne, und da gibt's schon immer Männer und Frauen. Das generische Maskulin meint doch alle. Auf der einen Seite wird immer gesagt, Geschlecht soll keine Rolle spielen und nun erfinden wir eine Sprache, die Geschlecht zeigen soll. Es gibt doch viele Journalistinnen, gefühlt gibt es da mehr als Männer. Und es ist doch kein typischer Frauenberuf? Ob nun durch die Veränderung der Sprache mehr Mädchen in Männerberufe einsteigen, mag ich bezweifeln. Sichtbar in der Öffentlichkeit wird man durch bestimmte Standards. Der Pfarrer, der Bürgermeister, der Politiker ist sichtbarer jetzt in meiner Welt als die Hausfrau. Und ich würde mir manchmal wünschen, Journalisten wären diskussionsfreudiger mit ihren Lesern. Aber das ist ein anderes Thema. Da bin ich mal gespannt, wie viele Leser das nun gut finden, dieses Gendern.

    Ingrid Müller, 97346 Iphofen

    Dass nun auch Ihre Zeitung „gendergerecht“ und „diskriminierungssensibel“ formulieren will, nehme ich mit einem Ausdruck der Verwunderung und des Bedauerns zur Kenntnis. Die damit verbundene Zwangssexualisierung war so nie in der deutschen Sprache vorgesehen. Das biologische Geschlecht (Sexus) ist mit dem grammatikalischen Geschlecht (Genus) schlicht nicht gleichzusetzen. Sie begründen Ihren Schritt auch damit, dass ohne gendergerechte Sprachformen z.B. typisch männliche Berufe für das weibliche Geschlecht unattraktiv und nicht erreichbar sind. Haben Sie sich Gedanken gemacht, dass es durchaus zielführend ist, wenn der Beruf Soldat vornehmlich von Männern, der Beruf Krankenschwester indes vornehmlich von Frauen ausgeübt wird? Der liebe Gott – oder für die Atheisten unter uns – die Natur – hat den Frauen gewisse Stärken und Schwächen gegeben und auch den Männern. Biologisch sind wir eben nicht gleich, wie es die Gender-Wissenschaft zu verbreiten sucht. Die Genderei ist vornehmlich ein Auswuchs intellektueller, akademischer und studentischer Kreise im Westen der Republik. Ich selbst kenne keine Frau, die Wert auf gendergerechte Ansprache legen würde. Und entsprechende Umfragen z.B. der „Welt am Sonntag“ geben mir hier recht. In der DDR wäre es keiner werktätigen Frau in den Sinn gekommen, gegen die Berufsbezeichnung Lehrer oder Sozialarbeiter aufzubegehren. Starke Frauen definieren sich über ihre Leistung und nicht durch Quoten- oder Gender-Schutzgesetze. Ich bin nicht unbedingt ein treuer „TAZ“-Leser. In ihrer fundierten Genderkritik muss ich der „TAZ“ indes beipflichten und bediene mich des Verweises auf die Türkei: „In der türkischen Sprache gibt es gar kein grammatisches Geschlecht. In puncto Gleichstellung gilt die Türkei trotzdem nicht als Vorbild.“ Was soll man dazu sagen? Ich kann nur davor warnen, der deutschen Sprache eine unnatürliche Entwicklung aufzuerlegen. Ich verweise auf George Orwells „1984“. Der dort gepflegte „Neusprech“ ist im gewissen Sinne eine Vorwegnahme der aktuellen Ereignisse. Orwell warnte, dass mit der Veränderung der Sprache, mit dem Tod des Altsprech und der Geburt des Neusprech dem Denken eine Zensur, eine Schranke auferlegt wird – ob man will oder nicht. Und so ist es – mit Gendern wird jeder Satz politisch.

    Dietmar Christ, 97080 Würzburg

    Herzlichen Glückwunsch zur Entscheidung, auf die Sternchen zu verzichten und dafür Doppelnennungen zu verwenden! Das halte ich für den besten Weg. Das generische Maskulinum führt, wenn es sich um eine zahlenmäßig überschaubare Gruppe handelt, tatsächlich dazu, sich nur Männer vorzustellen: „Zur Einweihung waren auch Politiker geladen!“ Anders ist es, wenn man von großen Gruppen spricht – bei „die Christen“ oder „die Vegetarier“ denke ich nicht ans Geschlecht, hier ist das generische Maskulinum die einzige vernünftige Wahl. Aber wenn man jetzt von „Ärzt:innen“ oder „Chef:innen“ spricht: Denkt der Leser da auch an die Möglichkeit, dass es sich um Männer handelt? Bei dieser Schreibweise warte ich auf einen Aufschrei der männlichen Bevölkerung! Also, alles mit Augenmaß. Für am wichtigsten halte ich die weiblichen Berufsbezeichnungen; als wir mal im Familienkreis von „Forschern und Forscherinnen“ gesprochen haben, fragte unsere Enkelin erstaunt: Können auch Frauen Forscher werden?

    Ingrid Trenkel, 97080 Würzburg

    Mir geht jedes Mal der Hut hoch, wenn ich diese unmöglichen Wort- oder Genderkonstruktionen lese und ich frage mich, ob wir wirklich alles mitmachen müssen, was sich unsere Mitmenschen so ausdenken. Ganz besonders dann, wenn es auch noch durch Steuergelder finanziert wird. Bei jeder dieser Diskussionen muss ich trotzdem schmunzeln. Hat sich noch kein Mann diskriminiert gefühlt, weil immer zuerst die Frauen genannt werden?

    Brunhilde Küfer, 97072 Würzburg

    Ihre Entscheidung, in dem Bemühen, mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache zu praktizieren, Gender-Sternchen oder Binnen-I nicht und Gender-Doppelpunkt nicht generell einzuführen, begrüße ich mit großer Zustimmung. Um ehrlich zu sein: Ich hätte mein Abo gekündigt, wenn Sie diese nicht legitimierte, jedoch mediengesteuerte Manipulation der deutschen Rechtschreibung übernommen hätten. Wenn es erforderlich ist, die Nutzung der geschlechter-gerechten Sprache konsequenter einzusetzen, weil es bisher nicht der Fall war, bin ich gänzlich dafür, beide geschlechterspezifischen Begriffe zu verwenden. Das benötigt mehr Raum – und beim Sprechen oder Vorlesen mehr Zeit. Aber das sollte doch der eigentlichen Absicht nicht im Wege stehen, der Respekterweisung allen gegenüber ausreichend Rechnung zu tragen. Wenn Personen des öffentlichen Lebens in Interviews oder Ansprachen die Doppelnennung verwenden und dies mit solch einer Hast und Unbedachtheit, dass es wie „Lehrer und Lehrer“ oder „Lehrerin?n und Lehrer“ klingt, dann ist doch diese Absicht nicht wirklich umgesetzt. Meine Einschätzung ist auch, dass die Menschen dazu neigen, nicht wegen inhaltlichen Vorbehalten eine Veränderung abzulehnen, sondern wegen des Eindrucks der Bevormundung durch andere. Den Vorwurf der Einflussnahme zu diesem Thema müssen sich meiner Meinung nach die Rundfunk- und Fernseh-Stationen gefallen lassen. Dann ist es auch nicht zuträglich, dass von akademischer Seite beschworen wird, dass es keine „Dominanz der Elite“ gäbe. Diese Behauptung klingt wie Hohn und spricht dem gemeinen Volk die Intelligenz ab, selbst einen Standpunkt bewusst einzunehmen.

    Jürgen Gerling, 97437 Haßfurt

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