Eine Aussage unseres Ministerpräsidenten Söder bei der der Pressekonferenz des Bund-Ländergipfels am 10. Februar 2021 zum Lockdown ist bemerkenswert. Zitat: „Es ist leichter, zuzumachen, als zu öffnen. Zumachen erfordert Mut, öffnen erfordert Klugheit.“ Gemeint ist der Lockdown. Zeugt es von Klugheit, wenn der Lockdown fast unverändert einfach schlicht verlängert wird? Ich meine: nein! Zwar hat der Lockdown unstrittig dazu geführt, dass die Inzidenzwerte nach unten gegangen sind. Der Lockdown verursacht jedoch Kollateralschäden, deren Auswirkungen katastrophal sind. So sind nicht nur Geschäftsleute, Selbständige und Kunstschaffende in ihrer Existenz bedroht. Inzwischen leidet die Bevölkerung in unserem Land unter den Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte so sehr, dass man sich um die psychische Gesundheit der Menschen Sorgen machen muss. Dies einfach hinzunehmen zeugt nicht von Klugheit. Klug wäre stattdessen, eine Strategie zu entwickeln und umzusetzen, die sich daran orientiert, wo die Infektionsgefahr groß ist und wo nicht. Wo das ist, sollte nach einem Jahr Pandemie eigentlich bekannt sein. Keine Frage: Wo die Infektionsgefahr groß ist, müssen natürlich Maßnahmen bis hin zum Lockdown angeordnet und dann auch überwacht werden. Wo aber das Ansteckungsrisiko gering ist und/oder durch bewährte Hygienemaßnahmen das Risiko minimiert werden kann, sollten Lockerungen erfolgen. Das insbesondere dort, wo Existenzen auf dem Spiel stehen oder wo die psychische und physische Gesundheit der Menschen leidet. Letzteres betrifft insbesondere den Breitensport, der nachweislich zur körperlichen Fitness, zum Ausgleich von Bewegungsmangel sowie zur Lebensfreude beiträgt. Den Individualsport zu erlauben, den Betrieb der dazu nötigen Sportstätten aber zu untersagen, das ist fast schon zynisch. Zumindest ist es für uns Bürger kaum nachvollziehbar, zumal es in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich geregelt ist. So ist z.B. Tennis in sechs Bundesländern verboten (u.a. in Bayern), in den übrigen unter Einschränkungen erlaubt. Mit so einer willkürlich wirkenden Politik wird das Vertrauen in unsere Demokratie verspielt. Zu befürchten ist, dass hierdurch der Zulauf bei Populisten und Querdenkern befeuert wird. Es ist deshalb in der Tat eine kluge Corona-Politik gefordert. Wenn Herr Söder sich mit obigem Zitat selbst Klugheit attestiert, zeugt das von bedenklicher Selbstgefälligkeit.
Martin Drescher, 97422 Schweinfurt