Worte sind gewichtig! Sie können trösten, Balsam sein für wunde Seelen. Sie können aber auch verletzen, aufputschen und - wie Giftspritzen - sogar tödlich wirken.
Wozu eine solche Rhetorik führen kann, wurde der geschockten Weltöffentlichkeit am 6. Januar vor Augen geführt. Ungebremst durch jegliche Kontrollinstitution, befeuert durch einen speichelleckenden Dunstkreis von „Adepten“, hatte ein charakterloser, notorischer Lügner und Realitätsverweigerer die Lunte gelegt an die demokratischen Grundfesten der USA. Es kam zur Explosion im Herzen besagter Demokratie. Ein marodierender, aufgeheizter Mob erstürmte das Kapitol in Washington – 5 Menschen kamen dabei zu Tode. Wie konnte es nur so weit kommen? Fragen über Fragen! Erklärungsversuche werden in Kürze den Büchermarkt überschwemmen
Ich möchte diese Thematik auf nur einen Punkt herunterbrechen. Was können wir, das heißt, was kann ein jeder von uns, daraus lernen?
Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte, achte auf deine Worte, denn sie werden Taten! Gemäß dieser fernöstlichen Weisheit, können viele „kleine“ Menschen Großes bewirken. Gelegenheiten hierzu gibt es zur Genüge: einfach einmal einem wildfremden Menschen zulächeln oder ein freundliches Wort schenken, egal ob an der Kasse im Supermarkt oder im Wartezimmer. Klingt banal? Vielleicht, aber, glauben Sie mir, es lassen sich dabei auch immer wieder kleine Wunder erleben.
Und um den Bogen zur großen Politik zu schlagen: Mögen sich Volksvertreter - egal welcher Couleur- stets ihrer Verantwortung und der Wirkkraft ihrer Worte bewusst sein. Mögen sie sich der verbalen Verrohung unserer Sprache entschieden entgegensetzen. Gerade im bevorstehenden Wahlkampf sollten wir unseren Kandidaten genau zuhören und diejenigen abstrafen, die immer wieder ganz bewusst mit Worten zündeln. (Aufrufe für die „Erstürmung“ des Reichstages auf einer Querdenkerdemo gab es ja bereits)
Das amerikanische Drama bzw. Trauma vom 6.Januar 2021 wird in die Geschichtsbücher eingehen! Es sollte uns allen ein abschreckendes Beispiel sein, denn schon im Wahlkampf von 2016 konnte man die psychopathischen Züge eines irren Egomanen klar erkennen.
Wie Frankensteins Monster aber wurde es sehenden Auges mithilfe von Twitter und Co. herangezüchtet. Und genau dort, in den sozialen Medien, müssten effektivere Kontrollmechanismen greifen, damit nicht das nächste Monster - durch krude Verschwörungstheorien in Echokammern genährt - zu einem atomaren Sprengkopf für die Menschheit werden kann.
Ich sehne die Zeit herbei, in der die amerikanische Politik wieder aus deutscher Sicht wunderbar „langweilig“ wird…und sich unser Augenmerk wieder auf die eigentlichen Herausforderungen unserer Zeit richten kann.
Maria Emsden, 97753 Karlstadt