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Die Menschen waren zweitrangig

Leserbriefe

Die Menschen waren zweitrangig

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    n dem Interview mit Herrn Kosel wird erwähnt, dass die damalige kaiserliche Heeresspitze über die Gräuel an den Armeniern "informiert war". Es habe auch Augenzeugenberichte gegeben, die "an die Ministerien gingen". Mit keinem Wort wird auf den direkten Beitrag deutscher Militärs des Kaiserreichs zum Völkermord an den Armeniern eingegangen. So leitete der deutsche Offizier Eberhard Graf Wolfskeel von Reichenberg die Beschießung des Armenierviertels in Urfa 1915. Nach 16 Tagen kapitulierten die Armenier, begingen Selbstmord, wurden erschossen oder deportiert (Hungermärsche in die irakische Wüste). Wolfskeel war an der Vernichtung zweier weiterer armenischer "Widerstandsnester" beteiligt: Zeitun und Musa Dagh. Über das Ende in Urfa schreibt er: "Heute hörte man keinen Schuss mehr. Die Stadt wird noch durchsucht nach Versteckten, im allgemeinen ist aber bereits alles, was nicht totgeschlagen ist, in Gefangenschaft. So weit war die Sache ja ganz interessant und hübsch. Jetzt beginnt jedenfalls wieder der unerfreuliche Teil. Der Abtransport der Bevölkerung und die Kriegsgerichte." (aus: Nachlass, Militärarchiv Freiburg N 138-6). Nicht nur Wolfskeel war aktiv zumindest an den Vorbereitungen des Völkermords beteiligt, auch andere deutsche Offiziere (Colmar von der Goltz, Sylvester Boettrich, Friedrich Bronsart u.a.) waren darin involviert. Die Menschen waren zweitrangig, wichtiger war folgender Gesichspunkt: "Unser einziges Ziel ist, die Türkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten, gleichgültig, ob darüber Armenier zugrunde gehen oder nicht. Bei länger andauerndem Kriege werden wir die Türken noch sehr brauchen." (Reichskanzler von Bethmann Hollweg, Notiz vom 17.12.1915). Was zählen da schon 1,5 Millionen Armenier?!

    Georg Hanna-Keller, 97270 Kist

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