Ein Blick auf die Statistiken von Eurostat genügt, um zu verstehen, was Manfred Weber meint, wenn er von Abhängigkeit von Russland bei der Gaslieferung im Falle des Nord Stream 2 Baus spricht: So ist Russland bei den Erdgasimporten in die EU in der Statistik im ersten Halbjahr 2018 mit 40,6 Prozent auf Platz eins vor Norwegen aufgeführt. Dass Russland sehr wohl dazu bereit ist, seine Macht als Energiegroßlieferant auch gegen andere auszuspielen, lässt sich leicht im Falle der Ukraine oder Weißrusslands sehen, die Russland hin und wieder per Gashahn oder Lieferpreise erpresst. Was Europa angeht, so ist die russische Reaktion auf die EU-Sanktionen die sogenannte hybride Kriegsführung, die neben militärischen Mitteln vor allem wirtschaftliche, politische, geheimdienstliche und diplomatische Aktivitäten umfasst: Einer RAND-Studie zufolge kommen als „feindliche Maßnahmen“ in erster Linie die Unterstützung rechtsextremer Parteien, die Ausnutzung der hohen Energieabhängigkeit, Cyberattacken oder Engagement in Sozialen Medien in Frage. Andererseits sind die USA als Gaslieferant für die EU so unbedeutend, dass sie im Überblick von Eurostat gar nicht auftauchen und ein Erpressungspotenzial bei der Gaslieferung bisher gar nicht vorhanden ist. Also Finger weg von Nord Stream 2!
Luzia Giesder, 97247 Eisenheim