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Im Fall Guttenberg trifft auch die Universität eine Mitschuld

Leserbriefe

Im Fall Guttenberg trifft auch die Universität eine Mitschuld

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    Das Phänomen, dass eine ganze Anzahl von Leserzuschriften wie auch ein Teil der Bevölkerung die Verhaltensweise unseres (inzwischen zurückgetretenen) Verteidigungsministers gutheißen / tolerieren / entschuldigen, lässt sich nur damit erklären, dass die Verfasser nicht viel Wissen über die akademische Berufsausbildung oder eine politisch einseitige Meinung haben. Denn alle, die am wissenschaftlichen Leben in unseren Gymnasien, Unis, Hoch- und Fachschulen teilnehmen oder teilgenommen haben, wissen, dass dort die Leistungen bei den Seminararbeiten, bei Versuchen, Analysen, Schlussfolgerungen und so weiter in eigener Anstrengung erbracht werden müssen. Das gilt erst recht für die abschließenden Doktor- oder Diplomarbeiten. Alle redlich forschenden Doktoranden müssen sich doch jetzt verhöhnt fühlen. In den Zuschriften wurde hauptsächlich der Doktortitel infrage gestellt oder gar herabgesetzt.

    Dr. Werner Dolze, 97656 Oberelsbach

    Mir ist aufgefallen, dass jetzt erst Fehler in seiner Doktorarbeit festgestellt wurden, und zwar von den Herren Gabriel, Trittin und Gysi. Sehr wahrscheinlich aus einem besonderen Grund. Würden alle Doktorarbeiten so akribisch kontrolliert, wäre für einige der Titel hinfällig. Mich interessiert an Herrn zu Guttenberg nicht sein Doktortitel, sondern seine Gradlinigkeit und die Arbeit, die er für unseren Staat leistet.

    Siegfried Schubert, 97737 Gemünden

    Dass es manche Politiker mit der Wahrheit nicht so genau nehmen, ist keine neue Erkenntnis. Viel wichtiger ist jedoch die Antwort auf die Frage: Was ist ein Doktortitel noch wert, wenn eine Universität nicht merkt, wenn eine Arbeit mit viel Geld erkauft oder im Baukastensystem aus anderen Arbeiten zusammengestückelt wurde. Das ist ein Schlag ins Gesicht all jener, die mit wenigen finanziellen Mitteln, aber mit ehrlicher Arbeit zur Doktorwürde gelangen. Die Bestnote für ein Machwerk zu erteilen, legt den Schluss nahe, die Uni Bayreuth allen Plagiatoren wärmstens zu empfehlen. Arme Wissenschaft, armes Deutschland, wo der Plagiator auch noch gefeiert wird.

    Waltraud Johnen, 97080 Würzburg

    Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg ist und bleibt beliebtester Mensch in der politischen Landschaft. 82 Prozent des deutschen Volkes sind traurig über seinen Rückzug aus der Politik. Ja, er hat Mist gebaut! Ja, der Dr.-Titel ist weg! Ja, er hat die Universität und seinen Dr.-Vater beschädigt. Trotzdem war und bin ich stolz auf diesen Menschen. Er hat vielen Bürgern und Soldaten Mut und Hoffnung gegeben. Freiherr zu Guttenberg hat als einziger Politiker den Einsatz in Afghanistan als Krieg bezeichnet. Für diese von ihm ausgesprochene Wahrheit gebührt ihm Dank und Anerkennung im Namen des gesamten deutschen Volkes.

    Siegmar Unger, 97631 Bad Königshofen

    Von Guttenberg hat sicher einen großen Fehler gemacht. Wenn aber ein Sigmar Gabriel oder Jürgen Trittin von Skandal redet, dann möchte ich mal erinnern: Ein grüner EU-Abgeordneter sitzt heute noch in Brüssel, der einen gesuchten RAF-Terroristen unterstützt hat. Das ist ein Skandal. Unter Rot-Grün hatten wir einen Vizekanzler, der Steine auf Polizisten geworfen hat. Ein Trittin als Umweltminister bettelt, die Castortransporte nicht zu blockieren. Bei seinem Nachfolger schickt er die Leute an die Schiene. Das ist doch an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten.

    Walter Zwettler, 97285 Röttingen

    Bei all der moralischen Entrüstung über die Schlampereien und Unzulänglichkeiten der Doktorarbeit von Herrn zu Guttenberg fragt sich, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wer ist denn der Doktorvater des Herrn zu Guttenberg, und wie hat der denn seinen Doktoranden betreut? Was Dutzenden von Internetbenutzern auffiel, ist diesem Wissenschaftler offenbar verborgen geblieben. Hinzu kommt, dass einer Arbeit, die für „summa cum laude“ vorgeschlagen wird, üblicherweise besonders kritische Rezensenten zugeteilt werden, die dieser Benotung zustimmen müssen. Lauter Schlafmützen also an der Uni Bayreuth, die sich von dem ellenlangen Adelstitel eines Bundesministers blenden ließen? Oder flossen hier sogar Gelder in beträchtlicher Höhe? Wenn dem so wäre, muss diesen Herrschaften allerdings auch ihr akademischer Titel aberkannt werden, denn sie wissen offenbar auch nicht, wie „Wissenschaft“ funktioniert. Diese Professoren haben der Universität Bayreuth meines Erachtens mehr Schaden zugefügt als der adelige Doktorand. Eine weitere Frage wirft der Zeitpunkt der „Entdeckung“ auf. Just zu Beginn des Super-Wahljahrs wühlt ein Professor in der guttenbergschen Kopfgeburt und findet etwas. Kann es einen besseren Zeitpunkt geben, um einen politischen Gegner schlecht aussehen zu lassen?

    Dr. Walter Barina, 97250 Erlabrunn

    Karl-Theodor von und zu Guttenberg ist von einem Amt als Verteidigungsminister zurückgetreten – zu spät, wie ich meine. Er hätte es tun sollen, als ihm die Universität Bayreuth seinen Doktortitel aberkannte. Doch schlimmer als seine zögerliche Haltung erscheint mir die zögerliche Haltung der Bundeskanzlerin, die „zwischen dem Amt des Verteidigungsministers und der Person Guttenberg“ unterschied, wohl wissend, dass es insoweit keine Trennung geben konnte. Ihr Ausspruch „Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten eingestellt“ wird noch ihre Kanzlerschaft überdauern.

    Dr. Margot Raps-Hölscher, 97070 Würzburg

    Auch nach Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe gegen Herrn Guttenberg war eine große Mehrheit der Deutschen gegen seinen Rücktritt. Und jetzt – nachdem er zurückgetreten ist – sind die Sympathiewerte nach wie vor hoch. Sehr viele Bürger hoffen, dass er auf die politische Bühne zurückkehren wird. Ist dieses Phänomen einfach ein Ausdruck einer neuen „Pop-Kultur“ in der Politik? Sind diese Sympathisanten „Fans“, die nur auf Emotionen statt auf Argumente hören? So versuchen einige Kommentatoren sich das Ganze zu erklären. Aber eine solche Sichtweise ist sowohl oberflächlich als auch arrogant. Selbstverständlich hat die Unterstützung für Guttenberg mit Emotionen zu tun (letztendlich ist die Kritik gegen ihn auch nicht gerade emotionslos gewesen!). Aber sie ist auch darin begründet, dass Menschen genau spüren, dass ihm – trotz eines tatsächlichen Fehlverhaltens – auch Unrecht widerfahren ist. Dieses Unrecht bestand nicht darin, seinen Fehltritt schonungslos zu kritisieren. Auch nicht unbedingt darin, seinen Rücktritt zu fordern. Es war die Art und Weise wie man ein bestimmtes Versagen als Anlass nahm, ihn als Person zu demontieren. Kritik ist eine Sache, aber Rufmord etwas anderes.

    Magne Nordstrand, 97076 Würzburg

    Die hoch bezahlten Professoren auf den Universitäten beschimpfen schon seit Wochen Herrn Karl Theodor zu Guttenberg wegen des Plagiats in seiner Doktorarbeit. Auch Frau Anette Schavan schließt sich in die Reihe ein und wettert über zu Guttenberg, beschmutzt ihre eigene Partei. Ich finde das unanständig. Was wäre, wenn die hoch bezahlten Herren Professoren ihre Arbeit ernsthaft und gründlich betrieben hätten? Dann wäre dieser ganze Eklat zum Schaden des Herrn Guttenberg und der Bundesregierung nicht entstanden. Die Prüfer, die heute den Finger erheben und alle Schuld von sich weisen, hatten ja die Gelegenheit, die eingereichte Doktorarbeit zu prüfen, bevor sie sie mit der Bestnote auszeichneten.

    Anselma Halbleib, 97769 Bad Brückenau

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