Das Weltklima retten, Systemwechsel in deutscher Politik – die Zeit der Ausreden ist vorbei, so die Aktivistin Luisa Neubauer. Windparks und Solar-Anlagen ab nächstem Jahr verdreifachen, Kraftwerke mit Kohle und Gas (trotz neuer russisch-deutscher Pipeline in der Ostsee) abschalten, CO2-Abgaben drastisch erhöhen, noch mehr Geld dafür bereitstellen, sind Forderungen der Klimaschützer an Politik und Gesellschaft. Grundsätzlich Zustimmung. Doch warum erst jetzt diese nachhaltigen Demos dafür, wo doch seit fast 60 Jahren der Club of Rome und andere fachlich anerkannte Persönlichkeiten bis heute eindringlich gewarnt haben, dass es kein Wachstum ohne Ende und ohne bleibende Schäden oder Nachteile für Natur, Klima, Mensch und Tier geben kann. Kommt nun die „Wende“ in Form von Einschränkungen und Verteuerungen? Machen andere Länder auch mobil ? Ich überdenke die möglichen Konsequenzen: Existenzbedrohte bäuerliche Betriebe geben auf; deren „freie“ Äcker sind potentielle und für Solarparks auch nötige Flächen – oder für neue Gewerbe und Wohnsiedlungen mit weiterer Versiegelung. Photovoltaik auf möglichst allen Dächern, mit Rohstoffen aus Billigländern unter oft menschenunwürdiger Produktionsweise, dazu die Problematik mancherorts mit Blendwirkung der Spiegelflächen. Die Kosten der Umlagen für die Subventionen zugunsten der Investoren der Anlagen tragen die, die keine Vorteile daraus ziehen und kein E-Auto kaufen können.
Ob sich aber gewohnter Luxus, Verschwendung, Ausbeutung, Massentierhaltung und Überproduktion und das meist unkritische Konsumenten-Verhalten mit den Forderungen der Klimaschützer in Einklang bringen lassen, bleibt noch offen. Auch die Frage sei erlaubt, wie die im Grunde sinnvollen Forderungen von den mutigen Klima-Aktivist:innen für sich selbst entscheiden, ob sie in Sachen Kaufverhalten, Freizeit, Wohnen, Urlaubsziele (incl. Kreuzfahrten) und Ernährung die gleichen strengen Maßstäbe anlegen, um glaubwürdig zu sein. Schließlich kommen und gehen sehr viele Güter für Mensch, für Technik, für Landwirtschaft und Viehhaltung aus und in Ländern, die von Umwelt-/Klimaschonen nicht so viel halten wie es unser Land anstrebt. Da liegt wohl das größere Problem, wo die Wirtschaft stark auf Politik einwirkt oder wo Kriege und Naturkatastrophen einen Klimaschutz nicht zulassen.
Helmut Brand, 97456 Dittelbrunn