Wo das Warnen vor einer drohenden Kriegskatastrophe allen Ernstes für ein Schüren von Judenhass gehalten werden kann, da offenbart sich der Geisteszustand, in den sich manche Apologeten des Staates Israel hineingesteigert haben. Der Staat Israel ist kein Heiligtum, sondern Menschenwerk wie alle Staaten. Der Staat Israel ist keineswegs identisch mit den Überlebenden des Holocaust – die wohnen an vielen Orten, nicht nur in Israel. Der Staat Israel ist auch nicht der Staat der Juden, sondern vertritt nur einen Teil der Juden in der Welt und wird von anderen Juden und manchen seiner eigenen Bürger sehr kritisch angesehen. Regiert wird er nicht von Heiligen, sondern von Menschen, die zu nationaler Selbstgerechtigkeit, Gewalt und Unrecht gegen andere genauso fähig sind wie die Regierenden anderer Nationen auch. Die das leider oft genug bewiesen und ihren umstrittenen Ruf keinem „ewigen Antisemitismus“ zu verdanken haben, sondern ihrem eigenen Tun. Recht haben kann ein Warner mit seinen Warnungen auch dann, wenn er deutscher Herkunft ist, und auch wenn er sich in seiner Jugend auf einen Irrweg locken ließ, bevor er seinen Weg gefunden hat. Denn ob eine Aussage richtig ist, das kommt auf ihren Inhalt an, und nicht auf die Abstammung oder die Frühgeschichte dessen, der sie sagt. Wer die Warnungen in der Sache nicht für richtig hält, kann sich mit rationalen Gegenargumenten melden, falls er sich einen Demokraten und Freund der Meinungsvielfalt nennt; statt sich aufzuführen, als wäre eine Majestätsbeleidigung oder gar eine Gotteslästerung geschehen.
Michael Fey, 97816 Lohr
Es fällt bereits im täglichen Leben auf, dass eigentlich niemand mehr sagt, was er meint. Das ist bedenklich. Herr Grass hat meiner Meinung nach keine Unwahrheiten gesagt – oder welche Behauptungen sind unwahr? Wir sollten endlich mal wieder lernen, uns gerade hinzustellen und unsere Meinung ehrlich zu vertreten, ohne Angst vor dem Rückenwind. Und das ist meiner Meinung nach auch die erste Aufgabe der Medien. Nicht heute auf jemanden einprügeln und ihn morgen wieder auf den Thron heben. Wenn ein Journalist seine Meinung nicht vertreten kann oder will, sollte er lieber gar nichts schreiben.
Angelika Krieger, 97230 Estenfeld
Der fasche Zeitpunkt, der falsche Ort und die einseitige Bewertung des Themas machen jenen Sachverhalt aus, mit dem man Günter Grass den Vorwurf machen könnte, ein Antisemit zu sein. Doch dieser Vorwurf würde zu kurz greifen, denn das dichtende Urgestein macht sich berechtigte Sorgen um den Weltfrieden. Die Wahl seiner Worte findet dabei auch den angemessenen Ton, denn er hätte auch schreiben können, dass Israel durch seine bloße Existenz eine Gefahr für den Weltfrieden sei. So schreibt er davon, dass die Pläne Israels den Weltfrieden gefährden. Das ist ein erheblicher Unterschied und trifft den Nagel auf den Kopf. Grass verschweigt jedoch geflissentlich, dass Israel sich in Anbetracht der Drohungen des Irans genötigt sieht, solche Kriegsspiele als Optionen in Erwägung zu ziehen.
Bernhard Feghelm, 97076 Würzburg
Darf der das, der Grass? Natürlich darf er das! Was ist so verkehrt, wenn jemand die Wahrheit sagt? Jeder Mensch hat das Recht auf freie Meinungsäußerung und die wird durch Art. 5, Abs. 1 Grundgesetz (GG) gewährleistet. Warum werden wir von den anderen Ländern nicht ernst genommen? Weil wir uns jedes Mal für unsere Meinungsfreiheit entschuldigen, den Bückling machen und uns verdrehen, dass wir für die anderen Länder genormt sind. Wie lange dürfen wir noch die Schuld abbezahlen? Wie lange schweigen? Wann tritt unser Grundgesetz der freien Meinungsäußerung in Kraft? Denn anhand von Günter Grass und vielen anderen, die frei ihre Meinung äußern, sieht man doch wieder, dass es nur schwarze Buchstaben auf weißem Papier sind und sonst nichts. Das ist meine Meinung, von der ich jederzeit Gebrauch mache!
Marina Maggio, 97084 Würzburg
Darf der das, der Grass? Nein, er darf es nicht! Vielmehr sollte er, „gealtert und mit letzter Tinte“ über seine Rolle am Ende des Dritten Reiches kritisch nachdenken. Antisemitismus bleibt Antisemitismus, auch wenn er intellektuell daherkommt, auch wenn er in kleinen feinen Dosen daherkommt. In einem Film habe ich folgendes Zitat gehört: „Antisemitismus ist die Charaktereigenschaft der Erfolglosen und Missgünstigen und zeugt von schlechtem Geschmack!“ Hat der das nötig, der Grass?
Beate Balling, 97708 Bad Bocklet
Was Herr Grass schreibt, ist in einigen Punkten (nicht in allen) richtig und nicht zu widerlegen. Doch der Staat Israel reagiert auch auf berechtigte Kritik, wie immer, sehr dünnhäutig und holt sofort die Antisemitismus-Keule hervor. Israel muss als Staat kritisiert werden dürfen, zumal er sich völkerrechtlich auch nicht immer den Regeln entsprechend verhält. Das hat aber nichts mit Antisemitismus zu tun.
Hans-Peter Grützner, 97084 Würzburg
Man mag zu dem Gedicht von Günter Grass stehen, wie man will, wichtiger für mich ist die Frage: Darf man Israel kritisieren, ohne gleich als Antisemit oder gar Nazi bezeichnet zu werden, oder hat man als Deutscher aufgrund der Erbschuld das Recht verwirkt, über Fehler des jüdischen Staats öffentlich zu diskutieren? Die Reaktionen auf Grass haben mich erschreckt. Die deutschen Medien und Politiker verurteilen fast unisono und undifferenziert und gehen kaum auf die sachlichen Inhalte des Gedichts ein. Die jüdischen und israelischen Positionen muss man zu verstehen suchen, dennoch ist es erschreckend, dass über die übliche Keule des Antisemitismus hinaus der Vorwurf des Nazismus erhoben wird, und das nicht nur von bekannten Demagogen wie Herrn Broder. Diese Positionen sind diffamierend und unter der Gürtellinie eines demokratischen Diskurses. Zum Glück gibt es vor allem unter den israelischen Intellektuellen und Künstlern, der dortigen Friedensbewegung und den Studenten genügend kritische Positionen zur derzeitigen Politik ihrer Regierung, die sachlich und ohne Hass und Arroganz für Frieden und Entspannung in Nahost eintreten und denen die deutsche Friedensbewegung nahesteht. Diese von Grass angestoßene Diskussion ist notwendig und muss weitergeführt werden. Ist zu hoffen, dass sie in Zukunft ohne Hass und Diskriminierung sachlich und friedensorientiert geführt werden kann.
Dr. Günter Hartmann, 97084 Würzburg
Ja stimmt es denn, dass Deutschland ein weiteres U-Boot an Israel liefert? Ich will das nicht, nicht wenn Israel dafür bezahlt und auch nicht wenn Deutschland schenkt. Und ich denke, eine Mehrheit der Deutschen will das auch nicht!
Doris Pauthner, 97072 Würzburg
Wie bekannt sein dürfte, geht es dem Iran darum, den jüdischen Staat völlig auszulöschen und somit einen zweiten Holocaust herbeizuführen. Nachdem Israel durch das Nazi-Regime schon einmal erlebt hat, was es heißt, vernichtet zu werden, nimmt Israel die Drohung des Iran sehr ernst. Was Israel auch immer an Waffen bereithat, diente in allen Jahren seit der Staatsgründung zur Abschreckung bzw. Verteidigung und niemals als Angriffswaffen. Auch in allen anderen Konfliktsituationen, die es im Nahen Osten bisher gab, ist festzustellen, dass Israel nur dann angegriffen hat, wenn es aktuell bedroht wurde bzw. wenn Pläne, Israel anzugreifen, aufgedeckt wurden. Seit der Völkerbund 1922 beauftragt wurde, aufgrund der historischen Verbindung des jüdischen Volkes mit Palästina, eine nationale Heimstätte für die Juden einzurichten, und als gemäß der UN-Resolution 1948 der israelische Staat ausgerufen wurde, gibt es Bemühungen, Israel zu vernichten. So ist es erschreckend, wie Günter Grass die tatsächlichen Gegebenheiten nicht nur leugnet, sondern die Tatsachen generell verdreht. Indem er die Gefährlichkeit, die vom Iran ausgeht, bagatellisiert und Israel als Gefahr hinstellt, lässt er sich von Kräften des Antisemitismus benutzen, die es auch vor dem Holocaust in Deutschland gegeben hat. Deshalb sollten wir gerade als Deutsche sehr wachsam gegenüber solch antisemitischen Tendenzen sein und nicht wieder schweigen!
Paula und Manfred Huttner, 97318 Kitzingen