Herr Minister Piazolo, nehmen Sie bitte Ihre rosarote Brille ab und verschließen Sie nicht länger Ihre Augen vor der (bitteren) Realität an bayrischen Schulen. Als Mutter zweier Schulkinder begleite ich diese nun schon über neun Jahre und mehrere Schularten hinweg fast durchgängig in der Elternvertretung. Mein Eindruck deckt sich leider in keinster Weise mit Ihrer Aussage über eine gesicherte Lehrerversorgung. Dies ist ein Faustschlag in das Gesicht der Schüler, Lehrer und Eltern, die täglich an der „Bildungsfront“ versuchen, den Schaden so gering wie möglich zu halten. Realität ist, dass (teilweise sogar über Monate) in Prüfungsfächern wie Deutsch, Mathe, Englisch, Französisch usw. ausgefallene Lehrer nicht ersetzt werden können. Dass mobile Reserven nur auf dem Papier existieren, da sie schon am Schuljahresbeginn fest für absehbar ausfallende Kollegen verplant oder schwanger sind. Dass scheinbar so nebensächliche Sachen wie Schwimmunterricht nicht mehr abgehalten werden können. Leider ertrinken immer mehr Kinder, weil sie nicht schwimmen können. Lehrer in ihrem privaten Umfeld motivieren pensionierte Kollegen, sie zu vertreten, um an wichtigen Fortbildungen und Arbeitskreisen teilnehmen zu können. Sogar Eltern und Großeltern unterstützen Schulen als Lesepaten, um den Stundenausfall möglichst gering zu halten. Von Differenzierungs- und Förderstunden für schwächere Schüler will ich gar nicht erst anfangen. Doch selbst trotz dieses teilweise enormen Engagements aller Beteiligten können Sie vermutlich in jeder beliebigen Schule anrufen und werden mit Sicherheit kein Nein als Antwort auf die Frage nach ausgefallenen Stunden bekommen. Mein zugegeben etwas sarkastisches Fazit auf Ihre Aussage „der coronabedingte Lehrerausfall ist beherrschbar“ muss leider lauten: Lehrer, die Sie gar nicht erst eingestellt haben, können glücklicherweise auch nicht ausfallen.
Karola Dorsch, 97854 Steinfeld
Großer Artikel, dass sich jede Lehrkraft sich zum Schuljahresbeginn testen lassen könnte. Soweit so gut, dies ist eine Momentaufnahme, wird dies dann jede Woche wiederholt? Es geht nicht darum, Lehrern mit Ängsten die Testmöglichkeit zu verwehren. Aber wieso fand dies in Bayern, was doch testet wie kein anderes Bundesland, nicht auch flächendeckend für Mitarbeiter der Pflege statt. Sind wir nicht jeden Tag eng in Kontakt mit Kranken? Welchen Stellenwert haben die Mitarbeiter der Pflege wirklich? Es wurde geklatscht – toll toll, es gab 500 Euro – super. Jetzt sollen Millionen in Digitalisierung der Kliniken gesteckt werden. Das ist sicher nötig. Aber von mehr Personal, besseren Arbeitsbedingungen und damit auch besserer Betreuung der Kranken und Pflegebedürftigen leider kein Wort, geschweige denn Taten. Sollte das nicht ein Hauptanliegen sein bei einer älter werdenden Gesellschaft?
Maja Fröhner, 97616 Bad Neustadt