Bevor die CSU wieder das Kreuz zum Symbol Bayerns erklärt, sollte sie sich selbst ernsthaft prüfen, wie weit sie ihrem Anspruch, eine christliche (und soziale) Partei zu sein, noch gerecht wird. Kardinal Döpfner beschwor die Gläubigen einmal, den Herrn in seinen notleidenden Brüdern nicht vergeblich rufen zu lassen: „Sonst holt das Kreuz von allen Türmen, nehmt es von allen Wänden; denn es ruft das Gericht über ein Land, das sich christlich nennt, aber das Gesetz der Selbstsucht . . . erfüllt.“ Ähnlich äußerte sich auch der frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus: „Golgotha ist nicht Oberammergau. Das Kreuz Jesu ist allemal aus anderem Holz als ein bloßes Kultursymbol. . . . Jene, die das Kreuz gar staatlich aufrichten möchten, müssen sich fragen lassen, ob es nur in der Schule bei den Kindern das Sozialverhalten prägen soll oder ob es nicht vorab und vor allem dort zur Geltung kommen müsste, wo die Erwachsenen über die sogenannten harten Fakten entscheiden.“ Wer also im Brustton der Überzeugung das Aufhängen der Kreuze verordnet, sollte die Konsequenzen bedenken!
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