Man muss Thomas Bernhard, den revolutionären Grantler, immer im Rahmen seiner Zeit sehen. Über Österreich sagte er, es sei ein „Kunsthistorisches Museum, ein katholisch-nationalsozialistisches, fürchterliches“. Er wollte dem „Muff von tausend Jahren“ auf die Sprünge helfen, in dem er ähnlich wie Peter Handke mit den „Publikumsbeschimpfungen“, die sich gegenseitig bedingenden Gefühle Liebe und Hass, in neue Bahnen zu lenken beabsichtigte. Er strebte einen Durchbruch an, zu einer nie geahnten Fähigkeit vorurteilsfrei zu lieben. Die wahre Empfindung sollte Demokratieheuchelei, bürgerliche Borniertheit und vor allem die Allmachtsphantasien der nationaldenkenden Österreicher in die Schranken verweisen. Bernhard galt lange Zeit als Nestbeschmutzer, aber heute hängt eine Gedenktafel in seinem Lieblingscafé. Österreich hat seinen Frieden mit dem lange verschmähten Sohn gemacht, der mit schier unerschöpflichen Eifer, der Fleißarbeit eines Sisyphos, für eine liebenswertere Welt kämpfte.
Bernhard Feghelm, 97076 Würzburg