Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Meinung
Icon Pfeil nach unten
Unterm Strich
Icon Pfeil nach unten

Unterm Strich: Ansichten eines Clowns

Unterm Strich

Unterm Strich: Ansichten eines Clowns

    • |
    • |

    Früher musste der Mensch in den Zirkus, um ein bisschen Spaß zu haben und sich von knubbelnasigen Tollpatschen in bunten Ballonhosen die Alltagssorgen vertreiben zu lassen. Heute treten Clowns bevorzugt außerhalb des Zirkus auf – ob in Politik oder Gesellschaft – und man weiß nicht, ob man darüber belustigt oder eher besorgt sein soll. Die Leute, so hat es ein Psychologe zu erklären versucht, sehnten sich angesichts echter oder gefühlter Krisen nach einem Gute-Laune-Onkel an der Spitze. Als Clown hat es auch Michael O'Leary zu einiger Berühmtheit gebracht. Der Mann, eigentlich Chef der Billigfluglinie Ryanair, neigt zu karnevalesken Höhenflügen und verlässt dabei mitunter den Boden des guten Geschmacks. Vor dem Hauptsitz des Konkurrenten Easy-Jet bezog er einst Stellung – im Miet-Panzer und mit Stahlhelm auf ergrautem Haupte. Eine klare Warnung: Wer sich mit mir anlegt, wird überrollt. O'Leary galt einmal als Irlands begehrenswertester Junggeselle. Seine Studienzeit nutzte er nach eigenen Angaben, um sich zu betrinken, Spaß zu haben und Mädels nachzustellen, und als er 2003 endlich heiratete, müssen sich wilde Szenen abgespielt haben. Der Ryanair-Chef fühlte sich offenbar daran erinnert, als er die deutschen Mitbewerber dieser Tage um Staatshilfen betteln sah. Die Lufthansa, so wurde er zitiert, verhalte sich wie der betrunkene Onkel auf der Hochzeit, der am Ende von Tisch zu Tisch geht und alle Gläser leert. „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkehren.“ Ein schöner Satz. O'Leary sollte ihn sich merken. Er stammt von seinem Landsmann Oscar Wilde.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden