San Francisco (afp/epd) Trotz Protesten von Menschenrechtlern ist der schwer herzkranke 76-jährige US-Todeskandidat Clarence Ray Allen hingerichtet worden. Wenige Minuten nach dem Ablauf seines Geburtstages wurde Allen im Gefängnis von San Quentin bei San Francisco am Dienstag die Giftspritze gesetzt, wie ein Gefängnissprecher mitteilte. Kurz zuvor hatte das Oberste Gericht der USA einen Vollstreckungsaufschub abgelehnt. Die Richter wiesen das Argument der Verteidiger zurück, die Hinrichtung eines kranken, im Rollstuhl sitzenden blinden Mannes sei eine grausame Strafe. Bereits am Freitag hatte der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger ein Gnadengesuch abgelehnt.
Nach einem schweren Herzinfarkt im September saß Allen im Rollstuhl. Der gebrechliche Mann litt an Diabetes und war fast taub. Er ist der älteste Todeskandidat, der bislang in Kalifornien hingerichtet wurde. Der verurteilte Mörder war 1982 für schuldig befunden worden, vom Gefängnis aus einen dreifachen Mord in Auftrag gegeben zu haben. Er saß seit 23 Jahren im Todestrakt.
Vor der Hinrichtung versammelten sich Gegner der Todesstrafe vor dem Gefängnis von San Quentin bei San Francisco zu einer Mahnwache. Sie verurteilten die Todesstrafe als barbarisch und hielten Schilder hoch mit Aufschriften wie "Auge um Auge macht die Welt blind". Die Proteste waren jedoch bei weitem nicht so groß und medienwirksam wie vor einem Monat, als der ehemalige Bandenchef Stanley Tookie William hingerichtet wurde, nachdem Gouverneur Schwarzenegger auch in diesem Fall ein Gnadengesuch abgelehnt hatte.
Der Europarat hat die Hinrichtung Allens als "grotesk" bezeichnet. "Die Todesstrafe ist immer falsch, aber einen blinden 76-Jährigen an einem Stuhl festzubinden und ihm Gift zu injizieren, hat groteske Züge", sagte Generalsekretär Terry Davis am Dienstag in Straßburg.