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Das Geschäft mit der "Zasterfahndung"

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Das Geschäft mit der "Zasterfahndung"

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    Unter Bankkunden auch aus Unterfranken gelten Jungholz in Tirol und Riezlern im vorarlbergischen Kleinwalsertal schon länger als Geheimtipp. In Orten mit 300 Einwohnern und drei Banken hinter der österreichischen Grenze ist der Andrang deutscher Kunden angeblich groß, je näher der 1. April und damit das Ende des Bankgeheimnisses in Deutschland rückt.

    Dort empfiehlt man so genannte "Goldfinger-Nummernkonten", auf denen persönliche Daten nicht von der EDV erfasst sind und das Konto nur mit Identifikation per Fingerabdruck zugänglich ist. Die Bank-Mitarbeiter raten davon ab, Geld zu überweisen, "dann ist nachvollziehbar, dass hier ein Konto auf Ihren Namen geführt wird." Besser sei, bar einzuzahlen, in kleinen Raten.

    Denn wer größere Mengen mit sich führt, könnte an der Grenze der Mobilen Kontrollgruppe des Zolls auffallen, die Autos aus Deutschland nach verdächtigen Geldbeträgen durchsucht. "Wir verzeichnen eine sprunghafte Nachfrage, dreimal mehr als in normalen Zeiten", sagt Wolfgang Schweissgut, Chef einer der Banken in Jungholz. Er profitiert davon, dass sich Österreich - anders als 22 andere EU-Staaten - weigert, die Konto-Daten von Ausländern weiterzugeben. Hier hat das Bankgeheimnis noch Verfassungsrang

    Ab 1. April können Finanzämter in Deutschland dagegen die Stammdaten von 500 Millionen Konten (Name, Adresse, Geburtsdatum und Kontonummer) auf Knopfdruck abrufen. Auch die Bundesagentur für Arbeit erhält Zugriff, wegen Hartz IV. Prinzipiell dürfen auch Erziehungsgeld- und Bafög-Stellen, Sozial- und Wohnungsämter leichter nachprüfen, ob ein Antragsteller seine Konten ehrlich angegeben hat. Über Guthaben und Geldbewegungen müssen Banken aber erst Auskunft geben, wenn sich der Verdacht auf Steuerbetrug erhärtet.

    Allerdings fürchten nicht nur die Kunden, dass die Konto-Daten zur illegalen Handelsware werden könnten. "Natürlich sind Informationen darüber, wer wo Zugriff auf Konten hat, auch ein wirtschaftliches Gut," sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherschutz-Zentralen. "Da wird es eine Nachfrage dafür geben." Gläubiger und Inkasso-Unternehmen beispielsweise könnten es sich etwas kosten lassen, um zu erfahren, was für Konten ein Schuldner besitzt. "Und ein kleiner Beamter mit Zugriff auf die Bank-Daten ist dann ebenso wenig vor der Versuchung eines Nebenverdienstes geschützt wie andere Bürger," fürchten Korruptions-Experten.

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