Ab Samstag können Nichtraucher in öffentlichen Verkehrsmitteln, aber auch in Bundesgebäuden aufatmen. So bestimmt es ein neues Gesetz. Eigentlich würden es die Bestimmungen erlauben, dass Raucher in separaten Zugabteilen weiter rauchen. Doch Mehdorn wollte keine halben Sachen. „Der Geist des Gesetzes lässt Schlupfwinkel nicht zu“, sagt der Bahnchef. Geschlossene Raucherabteile wären allerdings auch nur in einem Teil der Züge technisch machbar gewesen.
Die rund 250 Speisewagen der Bahn sind ohnehin seit 1991 rauchfrei. Im vergangenen Oktober wurden die Bordbistros der Fernverkehrszüge nikotinfreie Zonen. Und seit Mitte dieses Jahres hat es sich bereits in allen Nahverkehrszügen ausgedampft.
Darüber hinaus sind die Raucherbereiche auch aus den Empfangsgebäuden und Unterführungen der Bahn verschwunden. Nur auf den etwa 330 Bahnhöfen mit einem Aufkommen von über 10 000 Fahrgästen pro Tag wird es an den Bahnsteigen weiter Raucherbereiche geben. Insgesamt zählt das Mehdorn-Imperium rund 5700 Bahnhöfe, von denen knapp 4000 schon seit fünf Jahren rauchfrei sind.
„Der Nichtraucherschutz kommt Zug um Zug voran“, kalauert Ulla Schmidt. Im Bereich der Bundesbehörden war das ein besonders schwieriges Unterfangen. So ließ der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy als überzeugter Tabakkonsument noch im Frühjahr auf eigene Kosten 500 Aufkleber mit einem qualmenden Bundesadler und dem Schriftzug „Raucherfreundliches Büro“ drucken. Fortan sind die Büros der Bundestagsabgeordneten glimmstängelfrei. Bei Zuwiderhandlungen drohen Bußgelder. „Als Gesetzgeber werde ich mich an das Gesetz halten, auch wenn das Verbot hochgradig albern ist“, meinte Edathy.
Ebenso wie Mehdorn hat Ulla Schmidt das Rauchen vor über zehn Jahren aufgegeben. Nun hofft die Gesundheitsministerin, dass die Beispiele von Bund und Bahn auch in den Ländern Schule machen. „Es wäre schön, wenn es langfristig einen einheitlichen Nichtraucherschutz in Deutschland gibt." Einstweilen sieht es nicht danach aus. So haben etwa Brandenburg und Berlin ein komplettes Rauchverbot in Diskotheken beschlossen, während Hessen die Einrichtung von Raucherräumen dort ausdrücklich gestattet.