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"Schnappauf ist untragbar"

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"Schnappauf ist untragbar"

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    Dr. Gero Beckmann
    Dr. Gero Beckmann Foto: FOTO PRIVAT

    Dr. Gero Beckmann, Tierarzt mit dem Fachgebiet Mikrobiologie, arbeitet unter anderem als Lebensmittel-Hygieniker. Er ist amtierender Präsident des Verbandes Unabhängiger Prüflaboratorien und Vorstand des unabhängigen Labors L + S in Großenbrach (Lkr. Bad Kissingen).

    frage: Wo kaufen Sie Ihr Fleisch?

    dr. gero beckmann: Wenn es irgendwie möglich ist, gehe ich zu einem Metzger, den ich kenne. Da weiß ich, was ich bekomme.

    Und wie sieht es mit Döner aus? Ist Ihnen da schon der Appetit vergangen?

    beckmann: Erst mal vorneweg: Ich bin ein großer Döner-Fan. Aber ich kann jedem nur raten, in jedem Imbiss genau über den Tresen zu schauen. Da gibt es oft Indizien, die dafür sprechen, dass es die Inhaber mit den Hygienevorschriften nicht so genau nehmen. Verkrustete Beläge an den Soßenbehältern, braune Kanten im Salat, Essensreste am Boden oder Messer, die so stumpf sind, dass man darauf nach Bagdad reiten könnte - wenn man so etwas sieht, sollte man besser woanders hingehen.

    Bei der Hitze, die in manchen Imbissbuden herrscht, können sich Keime sicher prächtig entwickeln.

    beckmann: Richtig, die Idealtemperatur für Keime liegt zwischen 25 und 35 Grad. Da fühlen sich gerade Krankheitserreger besonders wohl.

    Wer trägt denn Schuld daran, dass man beim Fleisch schon ein flaues Gefühl im Magen hat, noch bevor man überhaupt einen Bissen davon gegessen hat?

    beckmann: Ein gewisses Fehlverhalten der Verbraucher lässt sich nicht verleugnen. Aber im Vordergrund steht ganz klar die Politik. Der Verbraucherschutz ist das erste große Opfer der Föderalismusreform. Bei der staatlichen Lebensmittelüberwachung herrschen Ineffizienz und ein völliges Kompetenzwirrwarr.

    Woran krankt es denn konkret?

    beckmann: Ein Beispiel: Ich habe vor kurzem im Auftrag eines Fernseh-Wirtschaftsmagazins Imbissbuden kontrolliert. Es wurden 22 Proben genommen, das hat etwa sechs Stunden gedauert. Zum Vergleich: Die staatlichen Lebensmittelkontrolleure bekommen am Tag im Durchschnitt vielleicht zwei Kontrollen hin.

    Einer, der an diesem Zustand in Bayern etwas ändern könnte, ist Verbraucherminister Werner Schnappauf.

    beckmann: Herr Schnappauf ist untragbar geworden. Erst will er sich nicht in die Karten schauen lassen, dann lässt er keine Qualitätsrichtlinien zu und jetzt schiebt er die Verantwortung seinem Amtskollegen auf Bundesebene, Horst Seehofer, zu. Dieses Geeiere würde ich nicht mitmachen. Schnappauf sollte durchatmen und zurücktreten.

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