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er Maler Carl Spitzweg schuf um 1855 das schöne Bild "Der strickende Vorposten", das einen Soldaten zeigt, der rechts von einer Kanone steht und strickt. Condoleezza Rice, auch eine rechte Kanone und Außenministerin der USA, strickt zwar nicht, schuf dafür aber das nicht minder schöne Bild "Vorposten der Tyrannei". Zwei Bilder, die uns Rätsel aufgeben. So wie die ganze Welt, deren Koordinatensystem sich ständig verschiebt - ideologisch und geographisch. Das Seebeben im Indischen Ozean hat, wie wir mittlerweile wissen, die Erdachse um rund acht Zentimeter verschoben, und die Achse des Bösen offenbar gleich mit. Ronald Reagan, der Gute, sah das Reich des Bösen noch in der Sowjetunion. George W. Bush erkannte schon eine ganze Achse des Bösen, die von Iran, Irak und Nordkorea gebildet wurde. Dazu muss man wissen, dass die Position der Erdachse vom Internationalen Erdrotationsdienst vermessen wird, die der Achse des Bösen aber im Weißen Haus. Dort sitzt nun Frau Rice an ihrer Messmaschine, schmiert die Weltachse und ortet, anstatt zu stricken, die "Vorposten der Tyrannei" in Iran, Nordkorea, Kuba, Weißrussland, Birma und Simbabwe. Schon stellen sich da neue Fragen: Wenn diese Länder nur die Vorposten der Tyrannei sind, wo sitzt dann die Zentrale? Im Palast von Dionys, dem Tyrannen? Oder im Wohnzimmer von Ekel Alfred? Noch wissen wir es nicht. Aber wir werden es, das ist gewiss, aus berufenem Munde erfahren, wenn die Zeit gekommen ist.