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Unerwünschte Wahlhilfe für Präsident Lukaschenko

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Unerwünschte Wahlhilfe für Präsident Lukaschenko

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    Für Deutschland in Athen: Olli
Dittrich und Sängerin Jane Comerford
von "Texas Lightning".
    Für Deutschland in Athen: Olli Dittrich und Sängerin Jane Comerford von "Texas Lightning". Foto: FOTO DDP

    Brüssel 100 Millionen Menschen sollen es heute Abend erfahren: Musik kennt keine Grenzen. Und sie überwindet politische Gräben. Dem ist freilich nicht ganz so. Dass die Türkei und die Ukraine beim Europäischen Schlagerwettbewerb (Eurovision Song Contest) dabei sind, werden viele inzwischen als normal empfinden. Aber der Auftritt von Polina Smolowa ist schon ein Politikum. Die junge Dame aus Weißrussland besingt zwar nur ihre "Mum" und deren Bedenken gegen den neuen Freund der Tochter. Doch ganz so harmlos ist der Auftritt nicht. Im Umfeld der EU gab es massive Forderungen, Smolowa nicht in die EU zum Song Contest in Athen einreisen zu lassen. Schließlich hatte die Sängerin erst vor kurzem von sich reden gemacht, als sie im Wahlkampf für den umstrittenen Präsidenten Alexander Lukaschenko auftrat. Die Europäische Union verhängte nach den massiven Manipulationen der Abstimmung ein Einreiseverbot für alle Spitzenpolitiker und sperrte deren Konten in Europa. Das veranlasste am Freitag die Chefin der weißrussischen Wahlleitung, Lidia Jermoschina, zu der Äußerung, kein Funktionär ihres Landes habe Geld außerhalb des Landes "und schon gar nicht in EU-Ländern".

    Diese Welt scheint in Athen beim Schlagerfestival weit weg zu sein. "Lasst sie singen. Wir sollten uns nicht verrückt machen, wegen der ganzen Angelegenheit", sagt ein hoher polnischer EU-Diplomat. "So lange nicht heute noch ein Offizieller der Regierung aus Minsk nach Athen einreisen will und wir ihn zurückweisen müssen, geht das die EU nichts an." Tut es übrigens wirklich nicht. Denn der European Song Contest ist kein EU-Projekt, Veranstalter ist die in der Schweiz beheimatete European Broadcasting Union, eine Arbeitsgemeinschaft der europäischen Fernsehanstalten.

    Und die will ein unpolitisches Musikfestival. Deshalb bat man auch die ukrainischen Rocker "Greenjolly", ihren Text des Liedes "Razom Nas Bagato" etwas umzuschreiben, damit die Sympathie für die orange Revolution 2004 in Kiew nicht ganz so drastisch deutlich werden wird.

    Im Übrigen machen sowohl die Vertreter aus Weißrussland wie die aus der Ukraine in Athen immer wieder klar, dass sie den Wettbewerb gerne nutzen, um "den Menschen die kulturelle Seite unseres Landes zu zeigen", wie ein Begleiter von Polina Smolowa aus Minsk sagt. "Mit Politik haben wir nichts am Hut."

    Deshalb habe es auch bei der Einreise in die Gemeinschaft keine Probleme gegeben. Ukrainer wie Weißrussen konnten ein Touristenvisum vorlegen, das ihnen einen dreimonatigen Aufenthalt in der Europäischen Union garantiert. Die Ausreise allerdings ist verpflichtend.

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