Es gibt ja die Theorie, dem Menschen sei die Hinwendung zum Göttlichen gleichsam als Grundausstattung mit in die Wiege gelegt. So ist es nicht verwunderlich, dass auch häufig die Frage auftaucht, ob es einen Fußballgott gebe. Die Hip-Hop-Band Fettes Brot hat rechtzeitig zur Fußball-WM einen Song veröffentlicht, in dem es heißt: „Alle beten zum Fußballgott!“ Ein frommer Wunsch, bei dem Kirchenmänner allerdings gern die Stirn in Falten legen. Der Berliner Kardinal Rainer Maria Woelki etwa erklärt, er glaube nicht an den Fußballgott. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, deutet den Glauben an einen Fußballgott nur als „diffusen Versuch, das Irrationale in diesem Sport irgendwie zu verorten“. Dieser Sport aber, bei dem es – um den uns von Präses Rekowski zugespielten Ball anzunehmen und weiterzuspielen – darum geht, den Ball irgendwie im gegnerischen Tor zu verorten, weist gleichwohl viele Parallelen zur Religion auf. Ein Fußballplatz ist ohne Strafraum kaum denkbar, und die Hölle ist ja im Grunde auch als eine Art göttlicher Strafraum angelegt. Nationalspieler Thomas Müller wird nun nach seinen drei Toren gegen Portugal als Fußballgott verehrt. Ob dies theologisch begründet ist, kann an dieser Stelle nicht mit letzter Sicherheit geklärt werden. Doch da es hier unterm Strich stets unser Auftrag ist, das Irrationale irgendwie zu verorten, sei im Hinblick auf den Wunderglauben in Religion und Sport („Das Wunder von Bern“) zumindest angemerkt: Thomas Müller kann zwar nicht Wasser in Wein verwandeln, aber doch immerhin einen Elfmeter.
Unterm Strich