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Unterm Strich: Wein und Latein

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Unterm Strich: Wein und Latein

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    Vor ein paar Jahren hatten Schüler den fußballerischen Begriff „Libero“ im Lateinabitur zu erklären. Nicht ganz leicht, bei zwei Möglichkeiten: Frei oder Buch. Nur: „cui bono“, was bringt Latein eigentlich? Nicht mehr viel anscheinend. Selbst an Gymnasien dümpelt die „Königin der Sprachen“ als Latinum light daher. Die Zeiten ändern sich: „Tempora mutantur“ – für Kulturpessimisten der Untergang des Abendlandes, gäbe es nicht den „Mundus Vini“. Nicht vom gleichnamigen Wettbewerb sei hier die Rede, sondern vom Latein-Biotop, das die „Welt der Weine“ heute noch sprachlich veredelt. Immerhin haben die Römer die Reben als Kulturgut ins wilde Germanien importiert. „In vino veritas“ – kommt flüssig über die Lippen ohne Latinum. Latein befeuert lustvoll die Sinne und noch dazu doppeldeutig, wendet man sich einer fränkischen „Domina“ zu – würzig und purpurrot. „Für die außergewöhnlichen Momente des Lebens“ kann auch ein „Supremus“ der oder das „Höchste“ sein – rein önologisch gesehen. Die Bio-Weine einer Winzergenossenschaft firmieren unter „Terra consilium“. Die kühne Wortkombination „Erde Rat“ verwirrt grammatikalisch, klingt jedoch anspruchsvoll. Ein Weingut entführt mit der Linie „Tempus et Spatium“ in „Zeit und Raum“. „Expressis verbis“, ausdrücklich, sei auf ein Cuvée namens „Carpe Diem“ hingewiesen. Warum also nicht die Gelegenheit nutzen? Es gibt viele Gründe zum Anstoßen: „Ergo bibamus. Multae enim sunt causae bibendi“, wie der Lateiner sagen würde. Aber bitte nicht gleich übertreiben, bei Latein und Wein.

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