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Zypern ruft nach Hilfe: "Wir sinken"

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Zypern ruft nach Hilfe: "Wir sinken"

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    Per Schiff von Beirut nach Zypern: Libanon-Flüchtlinge.
    Per Schiff von Beirut nach Zypern: Libanon-Flüchtlinge. Foto: FOTO RTR

    Am Wochenende brachten Fähren, Kreuzfahrtdampfer und Kriegsschiffe mehr als 10 000 Menschen aus Beirut und Tyrus im Südlibanon zu den zyprischen Häfen Larnaka und Limassol. Allein am Sonntag waren es 14 Schiffe mit etwa 6000 Menschen. So haben die USA nach Angaben ihres Botschafters in Nikosia bisher 5700 ihrer Staatsbürger über Zypern evakuiert. Auf dem Messegelände von Nikosia werden die amerikanischen Flüchtlinge in Notunterkünften untergebracht, bis sie ausgeflogen werden können.

    Logistischer Alptraum

    Relativ reibungslos läuft auch die Evakuierung der Franzosen. Frankreich hat dafür die griechische Autofähre "Ierapetra" gechartert, die bereits mehrmals zwischen Beirut und Zypern pendelte. Vom Hafen werden die französischen Flüchtlinge direkt zum Flughafen nach Nikosia gebracht und ausgeflogen.

    Andere Flüchtlinge müssen dagegen länger auf der Insel untergebracht und versorgt werden - keine leichte Aufgabe, denn wegen der Hochsaison sind fast alle Hotelbetten belegt. Die meisten Flüchtlinge müssen deshalb mit Notunterkünften in Schulen, Sporthallen oder Zelten vorlieb nehmen, bis sie ausgeflogen werden können. Das kann wegen der Überlastung der zyprischen Flughäfen Nikosia und Paphos sowie wegen knapper Flugkapazitäten mehrere Tage dauern.

    Das zyprische Rote Kreuz versorgt die wartenden Menschen mit Getränken und Mahlzeiten, aber für die kleine Insel ist der Flüchtlingsansturm ein logistischer Alptraum. Rund 25 000 Flüchtlinge habe man bereits empfangen, aber diese Zahl werde sich womöglich in den nächsten Tagen verdreifachen, meint Außenminister Giorgios Lillikas. "Wir sinken", stöhnt der Minister. Zyperns Präsident Tassos Papadopoulos machte sich am Wochenende in Larnaka ein Bild von der Lage. "Wir werden weiter mit allem helfen, was im Rahmen unserer begrenzten Möglichkeiten liegt", versprach er, mahnte aber mehr Hilfe des Auslandes an: "Dies ist ganz offensichtlich nicht ein Problem Zyperns sondern ein Problem Europas - wir erwarten deshalb eine Reaktion." Bisher habe nur Finnland Hilfe angeboten. Benötigt würden vor allem mehr Flugzeuge für den Weitertransport der Flüchtlinge und eine bessere Koordination der Evakuierungsaktion.

    Das Technische Hilfswerk (THW) hat auf Anforderung der Bundesregierung am Wochenende ein Team von 18 Mitarbeitern nach Zypern entsandt, das dort bei der Betreuung deutscher Libanon-Flüchtlinge helfen soll. Bislang wurden etwa 5000 Deutsche aus dem Libanon evakuiert, 600 von ihnen auf dem Seeweg über Zypern.

    Während der Weitertransport der evakuierten EU-Bürger in Zypern trotz völlig überlasteter Häfen, fehlender Unterkünfte und überfüllter Flughäfen einigermaßen funktioniert, befürchten die zyprischen Behörden größere Schwierigkeiten bei der Repatriierung zehntausender indischer, philippinischer und bangladesischer Flüchtlinge, die in den nächsten Tagen erwartet werden. Man könne die Flüchtlinge ein, zwei Tage versorgen, bis sie in ihre Heimatländer weiterfliegen, heißt es. Für eine längere Aufnahme habe man aber nicht die Mittel.

    Stichwort

    Zypern
    Die Mittelmeer-Insel ist mit 9250
    Quadratkilometern etwa halb so
    groß wie Sachsen und seit 1974 in
    einen griechischen Süden und
    einen türkischen Norden geteilt.
    Die Tourismusindustrie trägt rund
    ein Drittel zur gesamten Wirt-
    schaftsleistung Zyperns bei. Etwa
    eine Million Menschen leben auf
    der Insel, rund 750 000 von ihnen
    in der international anerkannten
    griechischen Republik Zypern. Als
    Folge des libanesischen Bürger-
    kriegs in den 70er und 80er Jahren
    sind auf Zypern viele libanesische
    Banken ansässig.

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