Der Toilettenbesuch ist ein menschliches Grundbedürfnis. Und das kann unter bestimmten Umständen teuer werden. Wer die Toilette einer Autobahn-Raststätte, eines Bahnhof oder eines Shopping-Centers benutzen möchte, stößt auf den Anbieter „Sanifair“. Der gehört zur Tank & Rast-Gruppe, die mithilfe von Franchise-Nehmern Betreiber deutscher Raststätten ist.
Gegen 70 Cent Gebühr erhält der bedürftige Kunde ein „klares Leistungsversprechen“, so Tank & Rast auf seiner Homepage. „Entspannte Atmosphäre plus Top-Sauberkeit und Service in den Sanitäranlagen“, lautet das wohl klingende Credo der Autobahn-Spezialisten. Wer kein oder nicht genügend Geld dabei hat, der muss aber draußen bleiben und sich mit ungepflegten öffentlichen Klohäuschen auf dem Rastplatz begnügen.
Der Toilettenbon über 50 Cent und was man dafür kaufen kann
Beim Besuch der Sainfair-Toilette erhält der zahlende Kunde einen Wertgutschein über 50 Cent. Das ist ein großer Anreiz, dafür etwas zu konsumieren. Für 50 Cent gibt es an der Raststätte relativ wenig, bedenkt man, dass selbst eine Flasche Marken-Wasser weit über zwei Euro kostet. Die hohen Kosten an Raststätten begründet die Betreibergesellschaft mit seinen Personalkosten.
Viele Sanifair-Bons werden gar nicht eingelöst
Zur Frage, wie viele Bons überhaupt zurück in das System fließen, gab sich Tank & Rast in der Vergangenheit zugeknöpft. Licht ins Dunkel bringt eine repräsentative Studie des rbb-Verbrauchermagazins Super.Markt. Diese ergab, dass 22 Prozent der vom ARD-Sender rbb befragten Sanifair-Kunden ihre Gutscheine niemals einlösen. 29 Prozent tun dies nur selten, 35 Prozent lösen die Bons meistens ein und 14 Prozent wandeln den Gutschein immer in eine Ware um.

20 Millionen Euro verbleiben beim Betreiber
Ein Rechenbeispiel zeigt, wie viel Geld Tank & Rast mit verfallenden Gutscheinen verdient. Wie der rbb vorrechnet, besuchen 500 Kunden täglich eine Sanifair-Anlage. 520 gibt es davon in Deutschland. Bedeutet: 20 Millionen Euro verfallen. Tank & Rast bestreitet diese Zahl, nennt aber auch keine andere. In dieser Summe ist der Betrag, den Kunden beim Einlösen eines Gutscheins investieren, natürlich nicht mit eingerechnet.
Noch nicht das Ende der Fahnenstange
2015 verkaufte die Eignergemeinschaft Deutsche Bank-Fonds und Terra Captial „Tank & Rast“ an einen Zusammenschluss um Allianz Capital Partner – für 3,5 Milliarden Euro. Um das Geschäft mit der Notdurft des Menschen noch voranzutreiben, planten die neuen Eigentümer laut Recherchen der Wirtschaftswoche eine Erhöhung der Gebühr auf bis zu einem Euro. „Tank & Rast“ dementierte diese Pläne. Zumindest kurzfristig.