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Berlin: Eltern der ermordeten Maria setzen Zeichen

Berlin

Eltern der ermordeten Maria setzen Zeichen

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    Die Eltern der getöteten Freiburger Studentin Maria, Friederike und Clemens Ladenburger, halten den Bürgerpreis der deutschen Zeitungen in den Händen. Links Elke Büdenbender, Frau des Bundespräsidenten, die die Laudatio hielt, rechts  Mathias Döpfner, Präsident des BDZV.
    Die Eltern der getöteten Freiburger Studentin Maria, Friederike und Clemens Ladenburger, halten den Bürgerpreis der deutschen Zeitungen in den Händen. Links Elke Büdenbender, Frau des Bundespräsidenten, die die Laudatio hielt, rechts Mathias Döpfner, Präsident des BDZV. Foto: Wolfgang Kumm, dpa

    Es war eine bewegende Stunde im hektischen Berlin, ein Zeichen der Besinnung, ein Mahnmal für Zivilcourage und Mut. Friederike und Clemens Ladenburger waren am Mittwoch in die Hauptstadt gekommen, um den „Bürgerpreis der Zeitungen“ entgegen zu nehmen. Gewürdigt wurden sie für ihr Verhalten in einem Fall, der bundesweit Aufsehen erregt und erbitterte Debatten ausgelöst hatte: Die Ermordung ihrer Tochter Maria durch einen afghanischen Flüchtling im Herbst 2016. Statt in Wut und Hass zu verharren, gründeten die Eltern die „Maria-Ladenburger-Stiftung“ für Studierende an der Universität Freiburg.

    Der vom Bundesverband deutscher Zeitungsverleger ins Leben gerufene Preis wurde in der Vertretung des Landes Rheinland-Pfalz vergeben. Das eher nüchterne Gebäude liegt nahe des Holocaust-Mahnmals, durchs Fenster hatten die geladenen Gäste – Verleger, Offizielle, aber auch Freunde und Angehörige der Familie -, einen Blick auf das nahe Reichstagsgebäude, auf dem hektisch und wie zur Untermalung der tobenden Brexit-Debatte die deutsche und die europäische Flagge im Sturm knatterten. Draußen laut, drinnen still, so lautete die Botschaft dieser Szenerie, die auch von der Laudatorin Elke Büdenbender aufgegriffen wurde.

    Büdenbender rührt zu Tränen

    „Es sind laute Zeiten, in denen wir gerade leben“, mahnte Büdenbender, die ohne künstliches Pathos, in unkomplizierten Sätze und mit viel Herzenswärme manchen im Saal zu Tränen rührte. „Populisten übertönen allzu oft die leiseren Stimmen der Besonnenen“, stellte die Frau des Bundespräsidenten fest, die wohl die beste Wahl für diese besondere Preisverleihung war. Büdenbender hat als Richterin viel erlebt, sie hat an der Seite von Frank-Walter Steinmeier viel von den Zuständen auf dieser Welt gesehen, und sie weiß um die Sprengkraft, die die Ermordung einer Deutschen durch einen ausländischen Asylbewerber entfalten kann.

    Es sei viel über den Fall geredet worden, die Meinungsfreiheit in Deutschland sei ein sehr, sehr hohes Gut, wagte sich Büdenbender auf schwieriges Terrain vor in diesen Zeiten, in denen jeder nicht nur eine Meinung hat, sondern sie auch überall und ständig kundtun darf. Wie auch im Fall Maria Ladenburger, in dem die Familie und ihre Angehörigen, Freunde und Zeitungsredaktionen mit fremdenfeindlichem Hass förmlich überschüttet wurde.

    Heftige Reaktionen waren das, die mit dazu beitrugen, dass sich das in Brüssel lebende Ehepaar öffentlich bislang nur in einem einzigen Interview äußerte. „Wir haben uns entschieden, uns nicht in die wichtige öffentliche Diskussion einzuschalten. Dabei wollen wir auch künftig bleiben“, sagte Clemens Ladenburger, der gleichzeitig eine mit Bedacht geführte Debatte anmahnte. Es dürfe nicht sein, „dass in unserer Gesellschaft Taten des Hasses, Taten der kaltblütigen Verachtung, wiederum mit Hass und mit Hetze gegenüber anderen beantwortet werden.“

    Wenn die Meinung von Hass genährt, unbedacht und von anderen verletzend und erniedrigend geäußert wird, ist nach meiner Auffassung eine Grenze überschritten, die in einer Demokratie nicht überschritten werden sollte.

    Elke Büdenbender, Laudatorin

    Den scheinbar allgegenwärtigen Hass in unserer Gesellschaft geißelte auch Büdenbender. „Wenn die Meinung von Hass genährt, unbedacht und von anderen verletzend und erniedrigend geäußert wird, ist nach meiner Auffassung eine Grenze überschritten, die in einer Demokratie nicht überschritten werden sollte. Das, so finde ich, ist die dunkle Seite“, sagte sie, um sich dann dem vor ihr in sitzenden Ehepaar Ladenburger und „der hellen Seite“ des Lebens zuwenden.

    Im Leben, im Licht, gebe es zum Glück andere Stimmen als den Hass, würdigte Büdenbender, die in ihrer gut 20-minütigen Rede das Leben einer Familie nachzeichnete, der Möglichkeiten und Talente geschenkt worden seien, die sich aber nie darauf ausgeruht habe. Auch Maria Ladenburger habe diesen Geist in sich getragen, sie habe das Leben geliebt, habe sich engagiert und ihre besondere Fähigkeit gelebt, sich anderen Menschen zuzuwenden „und sie zu ermuntern, den Blick auf das Schöne im Leben zurichten“. Maria sei „ein Sonnenschein“ für ihre Familie und Freunde gewesen, bis „das Dunkel in das Leben der Familien Ladenburger“ eingetreten sei, sagte Büdenbender. Ein Dunkel, dem die Familie mit ihrer Stiftung trotze. „Weil sie Marias Licht in ihrer Stiftung weiterleuchten lassen. Weil sie den lauten Zeiten leise Töne entgegensetzen.“

    Über 900 Unterstützer steuerten Geld bei

    Die „Maria-Ladenburger-Stiftung“ ist inzwischen auf rund eine halbe Millionen Euro gewachsen. 100000 Euro steuerte das Ehepaar Ladenburger bei. Von mehr als 900 Unterstützern kamen weitere 400000 Euro. Gefördert werden Studenten und Studentinnen, die wegen einer Krankheit, einer Behinderung oder einem Schicksalsschlag in einer schwierigen Lebenssituation stecken.

    Das Geld steht ausdrücklich auch für Flüchtlinge bereit.

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