Das Konzert im Bunker endet mit der ukrainischen Nationalhymne. Nach rasanten Interpretationen einiger 1990er-Jahre-Hits wird es schlagartig feierlich. Jeder singt mit. Das halbe Dutzend im Publikum steht vom Sofa an der Rückwand auf, vom gepolsterten Büro-Drehstuhl an der Seite oder vom wilden Teppichboden-Mix am Boden. Die drei Musiker legen ihre Hände auf die Brust. Die Band "Selo I Ludy" streamt aus einem Keller irgendwo im Bereich der ukrainischen Millionen-Metropole Charkiw. Draußen zerreißt das Grollen der Artillerie regelmäßig die Nacht. Unter der Erde feiern die Menschen das Leben in einem Gewölbe aus roten Vollziegeln. Nur der Schlagzeuger fehlt. Er ist mit seiner Frau aus der umkämpften Stadt geflohen. Die Drums kommen als Playback.
Charkiw