Helmut Kohl hätte sich wohl etwas anderes gewünscht. Vielleicht einen Aufmarsch junger Europäer aus den Ländern, für deren heutige Freiheit der verstorbene deutsche Kanzler gesorgt hat und deren Integration in die EU im Jahre 2004 ohne ihn undenkbar wäre. Oder eine Abordnung europäischer Bürger, die während der Trauerfeier an diesem Samstagmorgen in der Straßburger Innenstadt beim Shoppen unterwegs sind – und dabei mit der Währung bezahlen, die ihnen nicht zuletzt Helmut Kohl brachte: den Euro. Das wird es geben, später in Ludwigshafen und Speyer. Aber nicht hier, im Herzen Europas, in Straßburg. Außer einer Handvoll Besucher, die in diesem hermetisch abgeriegelten Stadtviertel rund um das EU-Parlament wirken, als hätten sie sich verlaufen, ist niemand da – abgesehen von weit über 1000 Polizisten und schwer bewaffneten Soldaten. Fast eineinhalb Stunden lang rasen die Wagenkolonnen von französischen Motorradpolizisten eskortiert durch leer gefegte Straßen.
STRAßBURG