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BRÜSSEL/ABIDJAN: Afrika fordert nicht nur Geld von der EU

BRÜSSEL/ABIDJAN

Afrika fordert nicht nur Geld von der EU

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt (von oben links im Uhrzeigersinn) Beji Caid Essebsi (Präsident von Tunesien), Macky Sall (Präsident Senegal) Alassane Ouattara (Präsident der Elfenbeinküste) und Nana Akufo-Addo (Präsident von Ghana) beim EU-Afrika-Gipfel in Abidjan (Elfenbeinküste).
    Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt (von oben links im Uhrzeigersinn) Beji Caid Essebsi (Präsident von Tunesien), Macky Sall (Präsident Senegal) Alassane Ouattara (Präsident der Elfenbeinküste) und Nana Akufo-Addo (Präsident von Ghana) beim EU-Afrika-Gipfel in Abidjan (Elfenbeinküste). Foto: Foto: Michael Kappeler, dpa

    Beim EU-Afrika-Gipfel geht es um die Jugend des Kontinents. Doch die politische Realität holte die Gäste aus Europa ganz schnell wieder ein: Die Sklavenhaltung von Afrikanern in libyschen Lagern überschattet das Treffen in Abidjan.

    Die Bundeskanzlerin hielt sich nicht lange mit der Vorrede auf. „Der Verkauf von jungen Männern als Sklaven in Libyen hat hier eine hohe emotionale Bedeutung “, sagte Angela Merkel. Noch bevor der EU-Afrika-Gipfel gestern mit insgesamt 60 Staats- und Regierungschefs in Abidjan, der Hauptstadt der Republik Elfenbeinküste, beginnen konnte. Für die geschäftsführende deutsche Regierungschefin „ergibt sich daraus ein gemeinsames Interesse, die illegale Migration zu beenden.“

    Regeln für legale Migration

    Doch so einfach ist das nicht, wie schon der erste Tag des Treffens zeigte.

    Während die EU-Vertreter bisher vor allem daran interessiert waren, den Zustrom immer neuer Flüchtlinge über das Mittelmeer einzudämmen und dabei selbst vor einer Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kräften im Bürgerkriegsland Libyen nicht zurückschreckten, drängen die Afrikaner darauf, die Ursachen der Abwanderung aus ihren Ländern in den Griff zu bekommen.

    Der Präsident der Elfenbeinküste, Alassane Ouattara, sprach schon am frühen Mittwochmorgen die Amtskollegin aus Berlin darauf an: „Wir brauchen Regeln für die legale Migration, das kommt allen zugute.“ Den afrikanischen Politikern schweben neue, großzügige Vereinbarungen für junge Menschen vor, die zum Studium oder zur Ausbildung in die EU kommen können, die dort Geld verdienen und berufliche Qualifikationen erwerben, um diese dann zu Hause einzusetzen.

    Gleichzeitig fordern die afrikanischen Staatenlenker nicht nur finanzielle Zuwendungen, sondern vor allem wirtschaftliche Strukturen für ihre Unternehmen. Ein Land wie die Elfenbeinküste brauche beispielsweise verbesserte Rahmenbedingungen für seine Industrie, um am Welthandel teilnehmen zu können, sagte der Präsident. Konkretes Beispiel: Die Elfenbeinküste exportiert Kakao, würde ihn aber auch gerne selber weiterverarbeiten. Das sei der größte Stolperstein, der erst ökonomischen und dann sozialen Wohlstand möglich macht.

    Zwar ist die EU bis heute der größte Geldgeber Afrikas, dennoch stehen weitere Zusagen für Investitionen im Raum, die nicht erfüllt wurden. Die Zusammenarbeit bleibt ein oft ungeordneter Flickenteppich aus bilateraler Entwicklungshilfe, privaten Organisationen, militärischen Operationen und europäischer Unterstützung, mit dem der Kontinent überzogen wird. Zu viel laufe aneinander vorbei, hieß es in Abidjan.

    Die Bundeskanzlerin hat es sich längst abgewöhnt, nach einer Patentlösung zu suchen. Merkels Strategie besteht darin, einen Baustein nach dem anderen zu setzen. Die EU geht diesen Weg mit, vor allem unterstützt vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron.

    Gemeinsam ist allen Entwürfen, dass die afrikanischen Staaten ihre regionale Zusammenarbeit verstärken, ihre Infrastruktur ausbauen und dann verbesserte Bedingungen für die lokale Wirtschaft schaffen sollen. Im Entwurf eines Schlussdokumentes für das Treffen versprach die Europäische Union, solche Vorhaben und Projekte ebenso zu unterstützen wie die Ausbildung junger Afrikaner zu ermöglichen.

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